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Brot & Sterne * Foto: Hans Ringhofer

SHORTstory


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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelle Alben:

Brot & Sterne, Tales Of Wanderlust
(Traumton, 2019)

Christine Lavant, Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus
(gelesen von Gerti Drassl, Musik: Brot & Sterne; Mandelbaum, 2019)


 Cover Tales Of Wanderlust


Brot & Sterne

Wandern mit Freunden

Ein tiefes Durchschnaufen wie von einer alten Dampflok, dann setzt sich die Musik langsam in Bewegung und nimmt den Hörer mit auf einen knapp einstündigen Trip. Mit dem Album Tales Of Wanderlust geht das österreichische Trio Brot & Sterne auf seine zweite musikalische Entdeckungsreise.

Text: Guido Diesing

In der so ungewöhnlichen wie originellen Besetzung aus Trompete (Franz Hautzinger), Percussion (Peter Rosmanith) und Drehleier (Matthias Loibner) kommen drei vielseitige musikalische Forscher mit offenen Ohren zusammen. Gemeinsam verstehen sie es meisterhaft, geheimnisvolle Klangflächen und pulsierende Grooves zu kreieren. Entstanden ist ihr neues Album während einer entspannten Woche im Burgund in konzentrierten Improvisationssessions – eine prozesshafte Arbeitsweise, die Brot & Sterne über die Jahre perfektioniert haben, wie Peter Rosmanith erzählt: „Wir treffen uns, improvisieren fünf Minuten, und dann reden wir fünfzig Minuten darüber. Was ist da passiert und warum? Was hat uns gefallen oder nicht gefallen? Dabei sind wir sehr kritisch zueinander. Es findet eine wirkliche Auseinandersetzung statt, intensiver als in Ensembles, wo es ausgeschriebenes Material gibt.“
Wie sehr sich die Musiker auf ihr Gespür, auf Spontaneität und gegenseitige Vertrautheit verlassen können, hört man der Musik an, die so schlüssig klingt, dass man ihr Entstehen im gemeinsamen Improvisieren kaum glauben mag. Die differenzierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun führt zur stetigen Weiterentwicklung des Bandklangs. „Wir gehen vor wie bei einer Wanderung“, sagt Rosmanith und erklärt damit nebenbei den Albumtitel. „Wenn du nach einer halben Stunde feststellst, dass du falsch abgebogen bist, gehst du ja nicht noch mal zurück und wiederholst die Etappe, sondern gehst von dort, wo du bist, mit den neu gewonnenen Erkenntnissen weiter.“
Die einzigartige, in vielen Farben schillernde Klangwelt hängt mit den vielfältigen Einflüssen der Mitglieder zusammen. Matthias Loibner gehört zu den aufregendsten und einfallsreichsten Drehleiervirtuosen zwischen Folk und Avantgarde, Franz Hautzinger bringt Erfahrungen aus Neuer Musik und Jazz ein und schiebt den Klang mit elektronischen Effekten bisweilen in Richtung Meditation und Trance. Peter Rosmaniths Percussion schließlich sorgt mit Anklängen an Traditionen aus aller Welt für ein lebendiges, organisches Fließen. Der Zusammenklang, der immer wieder Überraschungen birgt, ohne auch nur einen Moment sperrig zu sein, verweigert sich jeder Kategorisierung. „Es ist schwierig zu transportieren, was das ist“, räumt Rosmanith ein. „Es ist irgendwie zwischen den Stühlen: für die Jazzer zu wenig Jazz und für die Weltmusikfans zu wenig Weltmusik, aber wenn sie erst mal da sind, gefällt’s ihnen.“

... mehr im Heft.