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»Mit einem jiddischen Lied, das das Flüchtlingselend vor hundert Jahren beschreibt, erreicht man unter Umständen mehr als mit plakativen politischen Botschaften.«
Odessa Projekt * Foto: Miriam Behrens

5 Minuten mit ...


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Aktuelles Alben:

Liza
(Eigenverlag, 2015)


Cover Liza


Odessa-Projekt

Osteuropäische Grooves aus dem Bergischen Land

Odessa, die Hafenstadt am Schwarzen Meer, gilt als Schmelztiegel der Kulturen Osteuropas und als Zentrum jüdischer Musik im Osten. Aus diesem musikalischen Topf schöpft seit fast fünfzehn Jahren die heute im Bergischen Land heimische Gruppe Odessa-Projekt und spielt Klezmer, Balkangrooves und Romalieder. 2015 legte die Band ihr drittes Album mit dem Titel Liza vor.

Text: Ulrich Joosten

„Viele Kulturen, eine Musik“, das ist in den Neunzigerjahren das Motto der Remscheider Gruppe Zufall. Der Akkordeonist, Geiger und Sänger Daniel Marsch und sein Mitmusiker Joachim Heinemann am Kontrabass spielen in dieser Band Folk im weitesten Sinne und aus verschiedenen Ländern. Als das Ensemble um die Jahrtausendwende vor der Auflösung steht, heißt es, sich neu zu orientieren. Ein paar Jahre zuvor hat Marsch drei Musiker aus Karlsruhe kennengelernt, Mitglieder der Band Ratatui, die Klezmer- und Balkanmusik für sich entdeckt hatten.
Stefanie Hölzle spielt dort Geige, Bratsche, Klarinette und singt, während Angelika Metzler mit Saxofonen, Klarinette und Flöten die Bläsersektion abdeckt und ihr Ehepartner Benne Metzler an der Gitarre das rhythmische Fundament legt. Leider liegen zwischen Remscheid und Karlsruhe über dreihundert Kilometer, und so spielen die fünf Musikanten nur sporadisch in den Sommermonaten zusammen. Als die Band Zufall endgültig auseinanderbricht, entsteht an Silvester 2001 das Odessa-Projekt, zu dem noch Heinemanns Frau Susanne mit verschiedenen Percussioninstrumenten stößt. „Projekt“, sagt Daniel Marsch, „weil es eben zunächst nicht als feste Gruppe geplant war.“
Doch nichts ist haltbarer als Provisorien, die Band wird der räumlichen Distanz zum Trotz für ein Jahrzehnt zu einer festen Größe in Deutschland. Sie spielt, so Marsch, „in dieser Besetzung Konzerte vor allem im Rhein-Ruhr-Land oder im Badischen und auf vielen Festivals in ganz Deutschland, darunter auch in Rudolstadt“. Mit den Jahren wird die räumliche Distanz zum Problem, zumal fast alle Musiker sich noch in anderen Gruppen engagieren. 2012 entscheidet sich das Karlsruher Musikerehepaar Metzler auszusteigen und wird durch Sabine Schmelzer-Beversdorff am Saxofon ersetzt. Geigerin Stefanie Hölzle ist bereits Jahre vorher ins Bergische Land gezogen. Von Beginn an will das neu formierte Quintett gezielt Musik vom Balkan erkunden, jedoch nicht nur, wie Daniel Marsch sagt: „Für mich war Balkanmusik relativ neu und aufregend, und ich wollte mich gerne in dieser Richtung weiterentwickeln. Aber Klezmer und jiddische Musik sind meine erste Priorität. Diese Stile kenne und liebe ich schon seit meiner Jugend.“

... mehr im Heft.