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 WOLFGANG LEYN:: Volkes Lied und Vater Staat : Die DDR-Folkszene 1976-1990 / mit Beitr. von Ralf Gehler u. Reinhard Ständer.
WOLFGANG LEYN:
Volkes Lied und Vater Staat : Die DDR-Folkszene 1976-1990 / mit Beitr. von Ralf Gehler u. Reinhard Ständer.
linksverlag.de
(– Berlin : Links, 2016. – 362 S. : mit zahlr. Abb. + CD)
ISBN 978-3-86153-874-5 , 30,00 EUR


378 Seiten – so viel Papierkontingent hatten publizierwillige Folkies in der DDR in vierzig Jahren nicht. Wenn ein gebürtiger Leipziger, studierter Journalist und Mitbegründer der legendären „Folkländer“, der die Szene seit Mitte der 1970er Jahre begleitet, beobachtet und analysiert, darf man gespannt sein. Ein anspruchsvolles Projekt, eine Generation nach dem Ende der DDR über diese sehr heterogene Bewegung zu schreiben, über die ein Standardwerk bisher fehlt. Verdienstvoll, zusammenzufassen, was noch da ist. Interessant, Fakten und Zusammenhänge zu erfahren, die bisher nur Insider kannten – und dies in einem unterhaltsamen Stil, bei dem man sich lediglich an Wiederholungen wesentlicher Details in den Kapiteln stören könnte, die das Ziel haben mögen, Zusammenhänge noch deutlicher zu machen. Bei der Themenfülle und dem Wunsch, verschiedene Protagonisten und ihre Sichtweisen, Gedanken und Gefühle über Folkslieder und Folkstanz in der DDR zu Wort kommen zu lassen, lag es nahe, Co-Autoren und Interviews einzubeziehen, was die Hälfte des Buches ausmacht.  Ralf Gehler konzentriert sich in seinen Beiträgen auf die Dudelsackbauer und -spieler. Reinhard „Pfeffi“ Ständer hat sich redlich um 74 „Gruppenporträts“ bemüht. Außerdem hat er neun Interviews, zwischen 1996 und 2015 mit Volkhard Brock, Klaus „Eumel“ Jorke, Matthias Kießling, Stephan Krawczyk, Rainer Luber, Manfred Wagenbreth, Andy Wieczorek, Jürgen B. Wolff und Jens-Paul Wollenberg – also mit Leitfiguren und Machern aus der 1. Generation der Szene geführt. Sie lesen sich lebendig und geben einen Eindruck von der großen Kreativität, ansteckenden Musizierfreude, Authentizität und Passion dieser Menschen. Anstelle des „Lexikons“ (DDR-Folkszene von A bis Z) hätten weitere Interviews der Publikation sicher gut getan. Der Hinweis, dass insgesamt dreißig zur Auswahl standen, macht Hoffnung darauf, dass die restlichen einundzwanzig später veröffentlicht werden. Zwölf Seiten Anmerkungen werfen die Frage auf, ob hier ursprünglich eine Dissertation geplant war. Zusammen mit Diskographie, Bibliographie, Bildnachweis, Personen- und Bandregister machen sie Volkes Lied und Vater Staat zu einem Nachschlagewerk, mit dem sich arbeiten und auf das sich aufbauen lässt. In der Vorstellung der drei Autoren bekennt sich Autor Wolfgang Leyn zu seiner Stasi-Vergangenheit, wobei wohl jeder, der ihn kennengelernt hat, meint: „Der war einer von den Guten!“ Seine fleißige Arbeit rundet Leyn mit einer hörenswerten und für die Szene repräsentativen Begleit-CD mit zwanzig Aufnahmen bekannter Folkloristen aus den Jahren zwischen 1979 und 1999 ab.
Kay Reinhardt
 ECKHARD BÖHRINGER:: Tuba Pastoritia – Das Hirtenhorn und seine Verwendung in der Musik. / Hrsg: Schwäbisches Kulturarchiv des Schwäbischen Albvereins.
ECKHARD BÖHRINGER:
Tuba Pastoritia – Das Hirtenhorn und seine Verwendung in der Musik. / Hrsg: Schwäbisches Kulturarchiv des Schwäbischen Albvereins.
schwaben-kultur.de
(– Balingen: Verl. d. Schwäb. Kulturarchivs, 2015. – 363 S. : mit zahlr. Fotos u.)
ISBN 978-3-92080177-3 , 23,00 EUR


Das Hirtenhorn? Wir kennen ja viele exotische Instrumente, aber das Hirtenhorn? Wahrscheinlich ging es Eckhard Böhringer lange Zeit ähnlich, aber 2006 machte er die praktische Bekanntschaft mit diesem Instrument, baute sofort ein Exemplar nach und erhielt die Anregung, sich im Rahmen seiner Doktorarbeit wissenschaftlich mit dem Hirtenhorn auseinanderzusetzen. Das Resultat liegt nun in einem Buch mit zwei Bänden vor. Etwas näher fühlen wir uns dem Hirtenhorn, wenn wir erfahren, dass es aus der gleichen Instrumentenfamilie wie das Alphorn stammt, aber dieses uralte (über 1000 Jahre) Instrument ist kleiner und kürzer als das Alphorn. Seine ursprünglichen Funktionen sind ähnlich. Es wurde von Hirten benutzt für Signale, Warnungen und Kommunikation über größere, häufig unwirtliche Strecken hinweg. Aber zum einen ist der Beruf des Hirten hierzulande extrem selten geworden, und auch die Kommunikation bedarf im Zeitalter des Handys keiner Hörner mehr. Also ist der praktische Gebrauch des Hirtenhorns nicht mehr gegeben, und die existierenden, spielbaren Exemplare werden eher im Rahmen der Weihnachts- oder Pastoralmusik sowie der Alten Musik eingesetzt. Während sich Band 1 sorgfältig mit der Geschichte und Anwendung des Hirtenhorns auseinandersetzt und die Ergebnisse ausgiebig mit Fotos und Abbildungen belegt, ist Band 2 eher der Praxisteil, mit den Noten von sechs Werken auf 109 Seiten, wo das Hirtenhorn selbstverständlich im Mittelpunkt steht. Man kann Eckhard Böhringer zu diesem Buch nur beglückwünschen. Er hat damit die theoretische Möglichkeit dafür geschaffen, dass ein altehrwürdiges Instrument, dessen funktionale Grundlage nicht mehr existiert, trotzdem als Ausdruck menschlichen Musizierens weiterleben kann. Es liegt an den Musikern, dieser Theorie die Praxis folgen zu lassen.
Mike Kamp

 SILKE KRUSE-WEBER [Hrsg]:: Gesund und motiviert musizieren – Ein Leben lang : Musikergesundheit zwischen Traum u. Wirklichkeit / hrsg. v. Silke Kruse-Weber…
SILKE KRUSE-WEBER [Hrsg]:
Gesund und motiviert musizieren – Ein Leben lang : Musikergesundheit zwischen Traum u. Wirklichkeit / hrsg. v. Silke Kruse-Weber…
schott-music.com
(– Mainz : Schott, 2015. – 297 S. : mit Abb. – (üben & musizieren - texte zur ins)
ISBN 978-3-7957-0867-2 , 22,95 EUR


Ein Leben lang musizieren konnte zum Beispiel der Gitarrist und Sänger Leo Kottke nicht, weil er sich durch sein hartes Spiel das Nervenkostüm seines rechten Daumens ruiniert hatte. Neil Young hatte es im Rücken und musste auf seine Lieblingsgitarre verzichten. Ähnlich ergeht es vielen Musikern, und davon handelt das Buch. Es ist das Ergebnis eines Round-Table-Gespräches, das 2013 in Graz zwischen Fachleuten aus dem Milieu der akademischen Musik stattgefunden hat. Dem entsprechend geht es in den Texten, die Ergebnisse bzw. Zusammenfassungen der diskutierten Themen sind, vor allem um das Triumvirat Lehrer-Schüler-Publikum, das heißt, es dreht sich vor allem um Musik wie Klassik oder Jazz, wo Hochleistung von den Interpreten verlangt wird.
Warum genau Musiker krank werden, kann das Buch auch nicht klären. Vielmehr spürt es der Vielfältigkeit nach, die auf einen Musiker wirkt – um dies mit zahllosen Beispielen zu untermauern. Das Buch ist nicht wie ein Ratgeber geschrieben, sondern tatsächlich recht akademisch. Es braucht etwas Geduld, die Text zu lesen und herauszufiltern, was für das eigene Musikerdasein von Nutzen sein kann oder sein könnte. Und was für Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um herauszufinden, was einem fehlt, wie damit umzugehen ist. Kottke jedenfalls hat ein paar Jahre lang gar nicht auftreten können, musste seinen musikalischen Ansatz vollkommen neu finden – und ist auch heute noch als konzertierender Musiker unterwegs. Und Neil Young freundete sich mit einer anderen Gitarre bestens an.
Michael Freerix
 CHRISTOPH FELDER:: American Jukebox : A Photographic Journey / Forewords by David Amran …
CHRISTOPH FELDER:
American Jukebox : A Photographic Journey / Forewords by David Amran …
iupress.indiana.edu
(– Bloomington, IN (u. a.) : Indiana Univ. Press, 2014. – XIII, 256 S. : überw. s)
ISBN 978-0-253-1402-3 , 50,00 USD


Es gibt immer wieder Fotobände mit Prominenten, die sich hauptsächlich deshalb verkaufen lassen, weil eben Promis abgebildet sind, egal ob die Aufnahmen ausdrucks- und somit auch eindrucksvoll sind. Hier sind es über 240 Schwarzweißfotos amerikanischer Musiker, hauptsächlich aus dem Bereich Jazz/Blues, aber auch Singer/Songwriter aus Rock und Folk sind vertreten. Die meisten Bilder sind gestellt, doch es gibt auch einige Liveaufnahmen. Ein gutes Foto offenbart sich sofort, es springt einen scheinbar an, es berührt, es lässt den Blick verweilen. Das ist bei dieser Auswahl aus siebenunddreißig Jahren (1976-2013) nicht immer der Fall, und daher hinterlässt sie gemischte Gefühle. Zu oft sehen die Fotografierten aus wie hingestellt, wie auf schlechten Promofotos, wobei fairerweise gesagt sein muss, dass sich dies eher auf die frühen Bilder bezieht. Ein Beispiel ist das Titelfoto: Pete Seeger, am Ufer des Hudson River auf ein paar illustre Felsbrocken gestellt, in typischer Pose Banjo spielend. Sein Lächeln wirkt etwas gequält, als wolle er möglichst schnell aus dieser Fotosession raus. Der chronologische Aufbau lässt die Entwicklung des Fotografen verfolgen, eine stetig wachsende Reduktion durch das Weglassen alles Nebensächlichen, bis hin zum reinen Kopfporträt vor neutralem Hintergrund. Dabei einen Teil der Persönlichkeit des Abgelichteten sichtbar zu machen, ist die schwierigste Aufgabe für einen Porträtfotografen, und Felver präsentiert hier einige sehr gelungene Beispiele. Genannt seien beispielhaft Kinky Friedmans listig-belustigter Blick oder der total entspannte Townes van Zandt mit seiner Gibson im Arm. Daneben stören wenig ansprechende Fotos den Gesamteindruck. Das gilt übrigens auch für die Livefotos. Geradezu genial z. B. Eartha Kitt in lasziver Pose mit ihren typischen weit aufgerissenen Augen. Völlig uninteressant dagegen eine Aufnahme von Wynton Marsalis mit Band. Wie gesagt, gemischte Gefühle …
Ingo Nordhofen

 DAVIDE PRUDHOMME:: Rembetiko / aus d. Franz. von Ulrich Prüfrock. – 2. Aufl.
DAVIDE PRUDHOMME:
Rembetiko / aus d. Franz. von Ulrich Prüfrock. – 2. Aufl.
reprodukt.com
(– Berlin : Reprodukt-Verl., 2016. – 102 S. : überw. Ill. )
ISBN 978-3-95640-099-5 , 24,00 EUR


Griechenland 1936, wir tauchen ein in das Leben von Stavros. Er gehört zu den Außenseitern, die sich im Getto von Piräus, dem Exilgebiet in Kleinasien, durchs Leben schlagen. Wie seine Freunde ohne feste Arbeit, scheinbar ziellos treibt er sich herum, raucht Haschisch, trinkt, lebt nur für den Moment, aber mit Stil, Selbstbewusstsein und viel Wut und vor allem Musik. Man nennt diese Streuner Mankes, sie halten ihre Bouzoukis fester als ihre Liebschaften – oder das Leben. Ihre Lebenshaltung drücken sie aus, wenn sie in endlosen Nächten in den Tavernen spielen und tanzen, stets bedroht vom Erlass des Generals Ioannis Metaxas, der diese Kunst verbieten will. „Die die rauen Lieder der Parias aus dem Schatten der Gesellschaft haben gestört“, schreibt der Zeichner und Autor im Vorwort. Ihr Stolz lässt sie das Angebot des Agenten einer US-Plattenfirma zunächst ausschlagen … Prudhomme versteht es hervorragend, Charaktergesichter und Menschen in Bewegung darzustellen, auch Stimmungen mittels dramatischem Licht- und Schattenspiel und der Farbgebung aus Erdtönen und sattem Blut- oder Weinrot. Am Schluss stellt Prudhomme Bezüge zur realen Vergangenheit und echten Protagonisten klar. Zudem verweist der Verlag auf passende Tonträger, Literatur, Filme und Internetseiten zum Thema.
Imke Staats