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Ausgabe 6/2015


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 JAURENA RUF PROJECT: Tango-Tales, Piazzolla & Jaurena – Historia Del Tango
JAURENA RUF PROJECT
Tango-Tales, Piazzolla & Jaurena – Historia Del Tango
jaurena-ruf.com
(GP Arts, gpArts 007/ Edel)
9 Tracks, 51: 15 , mit dt., engl. span. Infos


Der Altmeister am Bandoneon, Raul Jaurena aus Montevideo, vervollständigt mit dieser Produktion seine Trilogie Tango Tales und führt im dritten Teil der Tangogeschichten einen musikalischen Dialog mit Duopartner Bernd Ruf an der Klarinette, vor allem aber einen musikhistorischen mit seinem frühen Vorbild und späteren Wegefährten Astor Piazzolla. Die beiden Instrumentalisten und Komponisten sind einander nicht nur mehrfach begegnet, sondern teilten Mitte der Sechzigerjahre für eine Theatersaison in Santiago de Chile sogar ein Apartment miteinander. Jaurena gilt weltweit als renommierter Interpret für klassischen Tango Argentino. Dennoch komponierte und spielte Jaurena auch zeit seines Lebens eigene Musik. Nicht von ungefähr erscheint auf diesem Album am Anfang „Historia Del Tango“ von Piazzolla vor einigen Kompositionen Jaurenas, bevor er im letzten Titel seine eigene Musik mit der Piazzollas verwebt. Rufs Klarinette ergänzt spieltechnisch brillant nicht nur die assoziativen Klangbilder, sondern baut von der Geschichte des Tangos eine Brücke zu der nicht minder bedeutenden von Klezmer und Jazz. Zauberhaft transparente Aufnahmen, so sensibel wie ausdruckstark arrangiert und interpretiert.
Cathrin Alisch



Afrika
 BALLOU CANTA: Boboto
BALLOU CANTA
Boboto
balloucanta.com
(Ting Bang TB9562926-06)
11 Tracks, 45:48 , mit Texten u. franz. u. engl. Infos


Schon vom ersten Ton an bezaubert der in der kongolesischen Hafenstadt Pointe-Noire geborene Sänger und Gitarrist mit seinen einschmeichelnden Liedern. Seit Jahrzehnten schüttelt Ballou Canta seine Rumba-Ohrwürmer scheinbar aus dem Ärmel. Die intensiven Kooperationen mit Afropop-Stars wie Manu Dibango, Papa Wemba, Lokua Kanza oder Ray Lema haben sich ausgezahlt. Das in seiner französischen Wahlheimat produzierte Album ist abwechslungsreich arrangiert, wirkt erstaunlich homogen, trotz der Vielzahl an Studiomusikern. Canta ist stimmlich noch immer auf der Höhe, interpretiert seine durchweg mit Keyboarder Hervé Celcal komponierten Stücke mit großer Inbrunst und einer fast schon unverschämten Lässigkeit. Getreu dem Titelsong „Boboto“ – in etwa mit „savoir vivre“ zu übertragen – sind die Liedtexte (vornehmlich in Lingála) positiv besetzt. Fast alle drehen sich um die Freuden der Liebe. Es gibt aber auch kritische Zwischentöne, zum Beispiel in „Zonga“, das die Polygamie (zumindest) in Frage stellt. „Voumbouka“ („Wach auf“) wendet sich an junge Afrikanerinnen und Afrikaner, selbstbewusst aus den Verletzungen der Geschichte zu lernen und das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Perfekte Einladung zur Soukous-Party!
Roland Schmitt
 DAMILY: Very Aomby
DAMILY
Very Aomby
damily.net
(Hélico HWB64126)
11 Tracks, 52:33 , m. franz. u. engl. Infos


Was höre ich denn da? Ein Powergitarrengeschrammel à la „früher Billy Bragg“! Der Sänger, Songwriter und Gitarrist Damily (Jahrgang 1968) stammt allerdings aus Toliara, einer Stadt im Südwesten Madagaskars und propagiert mit seiner gleichnamigen Band den bis dato wenig bekannten „Tsapiky Sound“. Der ist in der Tat rau, geradeaus, fast schon punkig, mit einem gehörigen Schuss Technobeat. Die Rhythmik erinnert gleichwohl an die Musik anderer madagassischer Ensembles wie zum Beispiel Tarika oder Ny Malagasy Orkestra. Das mittlerweile achte Album wurde innerhalb weniger Tage im Mai 2014 in zwei Sessions eingespielt. Auf typische traditionelle Instrumente wie die Bambusharfe Valiha wird offenbar bewusst verzichtet. Im Zentrum stehen Damilys E-Gitarre und Gesang, dazu E-Bass, Schlagzeug und Percussion – c’est tout! Die Liedinhalte kreisen um den beschwerlichen Alltag, Familienbande und – ganz profan – um eine Fliege („Lalitsy“) oder im Titelstück um ein Haustier, das Zebu (Buckelrind). Bemerkenswerterweise erinnern gleich zwei Stücke an (offenbar unvergessene) Banditen. Alles in allem: Dancefloorstoff, bisweilen ultraschnell und absolut mitreißend.
Roland Schmitt

Nordamerika
 BARBARA BLUE: Memphis Blue – Sweet, Strong & Tight
BARBARA BLUE
Memphis Blue – Sweet, Strong & Tight
barbarablue.com
(Big Blue Records BBR-1214/Hemifran)
13 Tracks, 50:30


Als stimmgewaltige und ausdrucksstarke Sängerin zeigt Barbara Blue hier alle Facetten der Musik aus Memphis auf. Der Blues, Funk und Soul wird meist orchestral vorgetragen, mit Unterstützung der Bläsersection The Royal Horns entstehen geradezu opulente musikalische Gemälde. Die Hausband des Aufnahmestudios, The Royal Rhythm Section, steuert neben Bass, Schlagzeug und Rhythmusgitarre auch herrlich wummerndes Hammond-B3- oder Wurlitzer-Donnergrollen bei, und die Begleitmusiker, allen voran Gitarrist Ronnie Earl, Pianist und Akkordeonspieler Sonny Barbato und Harpspieler Bobby Rush, adeln die Stücke noch zusätzlich. Herzzerreißende Balladen, vor Lebensfreude sprühende Soul- und Funknummern, ein Gospel wie ein Gebet („Me And Jesus“) und zum Schluss dann der reduzierte, rein akustische „800 Mile Blues“, in den Barbara Blue und Ronnie Earl so viel Tiefe und Emotion hineinlegen, als wären sie tatsächlich achthundert Meilen von zu Hause entfernt. Der Sängerin ist eine vom ersten bis zum letzten Ton abwechslungsreiches, strahlendes, höchst musikalisches Album gelungen.
Achim Hennes
 THE ROBERT CRAY BAND: 4 Nights Of 40 Years Live
THE ROBERT CRAY BAND
4 Nights Of 40 Years Live
robertcray.com
(Provogue/Mascot Music, Rough Trade)
Promo-CD, 13 Tracks, 73:26, Promo-DVD, 17 Videos mit engl. Infos


Robert Cray vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Der Gitarrist, Sänger und Komponist hat seit seinem Debüt 1980 bis heute die Blues- und Soulwelt bereichert. Über zwanzig Alben hat der in die Blues Hall of Fame aufgenommene fünffache Grammy-Gewinner mit seiner Band in den vierzig Jahren seiner Karriere eingespielt. Er stand mit den Großen des Blues und R ’n’ B wie John Lee Hooker, Keith Richards, Jimmie Vaughan, Bonnie Raitt, Buddy Guy, B. B. King und Eric Clapton auf der Bühne. Beeinflusst wurde er von Jugend an von keinen Geringeren als Muddy Waters und Albert Collins. Der erfahrene und gereifte Musiker präsentiert neben seiner Studioarbeit auch die ehrlichsten und engagiertesten Livekonzerte. Titel wie „Right Next Door“ und „Smoking Gun“ sind bereits zu Klassikern geworden. Auch auf CD und DVD ist es ein Erlebnis, ihm und seiner Band zuzuhören.
Annie Sziegoleit

 DANIEL ROMANO : If I’ve Only One Time Askin’
DANIEL ROMANO
If I’ve Only One Time Askin’
danielromanomusic.com
(New West NW6307/ Ada/Warner)
12 Tracks, 38:46


Wer schon einmal durch den mittleren Westen der USA gereist ist, wird die Omnipräsenz von Countrymusik hautnah gespürt haben. Im Normalfall die romantisch überzuckerte Version. Umso verwunderlicher, dass nicht wenige Musiker mit einem musikalisch rabiaterem Background sich dieser Stilrichtung zugewandt haben. Auch Daniel Romano hat eine Punkvergangenheit, seine Hinwendung zum Country ist aber weder ironisch noch nostalgisch, sondern das ernsthafte Unterfangen, in diesem Genre einen eigenen Ausdruck zu finden. Kompositorisch ist das Feld, das Romano bearbeitet, reinster Country, aber was er hier zum blühen bringt, ist verblüffend. Ungewöhnlich, wie so gewöhnliche Instrumente wie Streicher, Gitarren, Bass oder Klavier miteinander verwachsen, plötzlich ausscheren, sich verzweigen und aufblühen. Auch den Texten, ebenfalls genretypisch, gelingen wunderbare Bilder für altbekannte Situationen. „I got more happiness from a bottle / And get more love from a stranger ... “ Aufgenommen und produziert hat Romero dieses vierte Solowerk praktisch im Alleingang in seinem Heimstudio in Kanada. Ein Countryalbum für Leute die eigentlich keinen Country mögen.
Dirk Trageser