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Ausgabe 6/2015


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 CASSARD: Joli-Coeur
CASSARD
Joli-Coeur
duo-cassard.de
(Ojo Music)
14 Tracks, 56:11


Das dritte Album der beiden Multiinstrumentalisten bietet wiederum frankophile Musik vom Feinsten. Johannes Mayr spielt Akkordeon, Nyckelharpa, Harmonium und Kontrabass. Christoph Pelgen ist an verschiedensten Dudelsäcken, aber auch mit Krummhorn, Mandoline, Tin Whistle, Gitarre und Saxofon zu hören. Neben vielen instrumentalen Eigenkompositionen finden sich drei traditionelle französische Lieder mit erotischen Anspielungen, ein schwedisches Weihnachtslied und das deutsche Renaissancelied „Winter, du must Urlaub han“ auf dieser sehr abwechslungsreichen Scheibe. Gerade die vertrackten Rhythmen – hier mal fünf Viertel mit eingeschobenem vierfachen Walzertakt, da mal eine Sechzehntel-Polska – und die verspielten, kreativen Arrangements lassen immer wieder aufhorchen. Da endet ein Stück schon mal mit chromatischem Lauf und Unterquinte. Alles virtuos zelebriert und in traumhaft sicherem Zusammenspiel. Der Albumtitel bezieht sich übrigens auf den gleichnamigen kleinen Affen aus einem Roman von Hector Malot (1878). Sehr stilvoll, witzig und passend auch die Gestaltung, welche alten Postkarten aus der Zeit um 1900 entnommen wurde. Fazit: Dieses Album ist uneingeschränkt zu empfehlen.
Piet Pollack
 DIESELKNECHT: Vinyl-Single-Serie 2015
DIESELKNECHT
Vinyl-Single-Serie 2015
dieselknecht.com
(Agrar Berlin AB-4600-01 bis AB 4600-05)
10 Tracks auf 5 Singles, 26:51


Das wäre selbst in den großen Zeiten der Vinyligen ein Wagnis gewesen: ein neues Album nicht als Langspielplatte, sondern im Verlauf von sechs Monaten als Sammlung von fünf Singles herauszubringen. Doch vielleicht setzen die Jungs von Dieselknecht auf ein Ausrufezeichen in der Nische, und irgendwo lauert bestimmt schon der Downloadcode. Aber erst mal lagen bis Redaktionsschluss drei Vinylsingles vor, und bei Erscheinen dieses Hefts werden es fünf sein, ganz klassisch mit je einem Song auf je einer Seite. Wir legen die im April erschienene Scheibe „Dein Spiel“ auf, bitten den alten Dreher, auf 45 Umdrehungen pro Minute zu beschleunigen und erleben die Dortmunder, wie wir sie kennen: Ihre Mischung aus Folk, Punk und Leidenschaft, ungezwungen mit viel Banjo und Gitarre vorgetragen, melodiös, mitreißend – eindeutig eine Hitsingle, die nach 2:24 zu Ende ist. Ähnlich geht es weiter, die Themen unserer Zeit und der deutschen Liedtradition aufgreifend, mit Americana-Instrumenten. „Der letzte Wilderer“ erhält auf Single zwei seine Würdigung, und „Wenn der Hammer fällt“ prangert kapitalistisches Entlassen an. Kurzum: Es ist an der Zeit, die Duals und Thorense rauszuholen, es soll euer Schaden nicht sein.
Volker Dick

 FLEADH: The Peacock’s Feather
FLEADH
The Peacock’s Feather
greenhill-media.com
fleadh.de
(Green Hill Media)
13 Tracks, 55:18 , mit engl. Texten u. Infos


Fünf gestandene Männer aus Neckargemünd präsentieren auch auf ihrer dritten Scheibe bodenständigen, deftigen Irish Folk, der zugleich eine wohltuende Ruhe ausstrahlt. Sieben Lieder thematisieren die ernsten Seiten des Lebens, wie Mobbing, die Tretmühlen des Geldverdienenmüssens, häusliche Gewalt, Einsamkeit, verlorene Lebenskämpfe und verlogene Propaganda. Der irischstämmige Frontsänger Saoirse Mhór trägt sie mit der Stimme eines Mannes vor, der unter all dem leidet, aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass es auch alles anders sein könnte, Letzteres vor allem in „Salt Of The Earth“, das von der Fülle eines Lebens handelt, dessen Inhalte man richtig gewählt hat. Irische Lieder müssen also nicht immer nur von Kriegen und Hungersnöten vergangener Jahrhunderte erzählen, sondern können auch die Probleme des heutigen Lebens behandeln und ihre Zeitlosigkeit hervorheben. Auf Gitarren, Whistles, Bodhrán, Uilleann Pipes, Fiddle, Manoline, Harmonika und Percussion begleiten ihn seine deutschen Kompagnons Frank Weber, Thomas Gorny, Marcus Eichenlaub und Frank McDürschner nicht nur, sondern bringen in sechs mal getragenen, mal flotten, meist vielschichtigen und groovigen Tunesets auch eine eigene Note in die Musik. Eine Musik mit Tiefgang!
Michael A. Schmiedel
 ANDRÉ KRENGEL ACOUSTIC EMBASSY: Head, Heart & Hands
ANDRÉ KRENGEL ACOUSTIC EMBASSY
Head, Heart & Hands
andrekrengel.de
(DMG Records/Broken Silence)
15 Tracks, 70:10


Aus dem Düsseldorfer „Gitarrenhexer“ ist inzwischen ein Wahlmünchener geworden. André Krengel lässt auf Head, Heart & Hands seine virtuos entspannt gespielte Gitarre erzählen. Seine musikalischen Geschichten sind klingende Weltreisen durch Länder wie Latin, Pop, Jazz, Flamenco und Gypsy Swing im Flair eines entspannten Sommers, dessen luftig sonnige Töne auf diesem Album für dunkle Winter konserviert sind. Die Reise unternimmt Krengel in erlesener Gesellschaft. An Bord: der Flötist Domingo Patricio, den viele von Paco de Lucia her kennen, der Flamencogitarrist Rafael Cortez und die äthiopische Vokalistin Tsega Tebege, die hier eine zauberhafte Fassung des Mamboklassikers „Sway“ singt. Konstantin Wienstroers klare, wundervoll exakt und groovig perlenden Basslinien sind die perfekte Basis. Zu Oscar Petersons „Nigerian Marketplace“ hat er eigens ein Intro komponiert. Sein Bruder Markus, einer der gefragtesten Studiogitarristen, hier, wie ursprünglich, mal wieder auf der Violine zu hören, und ein weiterer bewundernswert einfühlsamer Gastmusiker an Schlagzeug und Percussion, der durch pointiertes Spiel glänzt: der Multiinstrumentalist Jürgen Dahmen.
Stefan Sell

 POLKAHOLIX: Sex & Drugs & Sauerkraut
POLKAHOLIX
Sex & Drugs & Sauerkraut
polkaholix.de
(Monopol Records/DA Music)
13 Tracks, 45:36 , mit dt. u. engl. Infos


Die zum Sextett geschrumpften Polkaholix – plus Gasttrompeter Peter Zimmer – mussten über Mangel an Aufmerksamkeit seitens des Folker für ihren Partymix aus Ska, Rock und Folk rund um die Polka noch nie klagen. Eine gute Gelegenheit, anhand ihres Modells einmal grundsätzlich das Lob des guten Songs im Sinne einer griffigen Komposition zu singen! Zumal der Unterschied zum nicht so guten Song auch beim vierten Album der Berliner wieder ziemlich offen zutage liegt. Kein Wunder, bei Coverversionen solcher Vorlagen wie Falcos „Amadeus“ – ein Refrain ohne Inhalt, der trotzdem nie wieder zu vergessen ist. Kiss’ „I Was Made For Lovin’ You“ – ein vollschmieriger Rockschlager, aber wieder ein Refrain, der bleibt. Sonnys „Bang Bang“ für seine Frau Cher – quasi die Quersumme der vorgenannten. Vom durch und durch wunderbaren Traditional „Roving Gambler“ ganz zu schweigen. Kategorischer Imperativ Nummer eins: ein Song! Hart gefolgt von Imperativ Nummer zwei: und ab damit durch den Fleischwolf der eigenen Handschrift! Die Polkaholix wissen das von Anfang an. Und wozu dann all die Füller ganz anderen Kalibers? Die zwar grooven wie die Hits – aber hängen bleibt davon nix. Die leidigen Tantiemen?
Christian Beck
 VENIJA: Venija
VENIJA
Venija
stadtstreicher-records.de
(Stadtstreicher Records, Best. Nr. CD-00-001)
11 Tracks, 47:14 , mit dt. Texten u. Infos


Stadtstreicher Records ist ein neues Label aus Hamburg, das Liedermachern und Folkgruppen aus dem jugendbündischen Bereich ein Forum bieten möchte und hier seine erste Produktion vorlegt. Folgerichtig kommt auch die junge Kölner Sängerin Venija aus dem bündischen Umfeld. Sie trat schon häufiger mit gutem Erfolg bei den Peter-Rohland-Singewettstreiten auf der Burg Waldeck auf und sammelte wichtige musikalische Erfahrungen „auf Fahrt“ und gemeinsam mit ihrer Band Heckenkapelle. Ihre in spanischer, englischer, französischer und deutscher Sprache geschriebenen Lieder interpretiert sie lässig und unaufgeregt, manchmal vielleicht eine Spur zu verhalten. Die sparsame, dafür nicht minder effektive akustische Instrumentierung unterstreicht den persönlichen Charakter der Lieder. Venijas Texte präsentieren eigenständige Bilder, die dazu passenden Melodien kommen originell bis ungewöhnlich daher. Ein Hidden Track, inhaltlich an Joachim Ringelnatz angelehnt, verdient diese Bezeichnung tatsächlich: der Hörer muss geschlagene fünfzehn Minuten warten, bis „Ansprache einer Fremden“ erklingt. Gut gemeinter Rat an das Label: eine CD ohne Rückenaufdruck verschwindet häufig im CD-Regal auf Nimmerwiedersehen. Und das wäre in diesem Fall wirklich schade!
Kai Engelke