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Ausgabe 3/2015


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 A SEATED CRAFT: Of Birds
A SEATED CRAFT
Of Birds
www.aseatedcraft.com
(Revolver RDSCD039)
14 Tracks, 56:37 , mit Texten


Hinter dem Namen A Seated Craft steckt die Künstlerin Alexia Peniguel. Die Wahlberlinerin verwandelte ihre Wohnung in ein improvisiertes Tonstudio und gab den musikalischen Edelsteinen mit einigen befreundeten Künstlern über die Dauer eines Jahres hinweg die nötige Form. Of Birds ist eine dieser seltenen Veröffentlichungen, bei denen bereits mit den ersten Tönen der instrumentalen Einleitung Berührung mit dem Hörer stattfindet. Dieser findet seine Hoffnungen mit Einsetzen des Gesangs erfüllt, und so lehnt er sich entspannt zurück, um aufmerksam, entspannt und irgendwie glücklich dem Gesamtwerk zu lauschen. Die Musik der Künstlerin würde in einer Cocktailbar, nur begleitet von Piano und Kontrabass, genauso fesseln wie in der Chill-out-Lounge eines Jugendfestivals. Die Texte sind persönliche Erzählungen, der leicht angejazzte Gesang wird begleitet von Gitarre, Bläsern und etwas dezentem Schlagwerk. Das Ergebnis ist ein Album voller Geheimnisse, die man eigentlich nur seiner besten Freundin verrät. Diese Künstlerin hat den Durchbruch verdient, und doch hofft der Hörer im Stillen, dass sie wenigstens noch eine kleine Weile unbekannt bleibt, um diesen Schatz weiter etwas hüten zu können.
Christian Elstrodt
 BIBER HERRMANN: Grounded
BIBER HERRMANN
Grounded
www.biberherrmann.de
(Acoustic Music Records 319.1523.2/Rough Trade)
14 Tracks, 58:24


Zwar hat Biber Herrmann sein Album Grounded nicht ausdrücklich dem 2013 verstorbenen Freund und langjährigen Weggefährten Fritz Rau gewidmet, Zitate und Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit der Veranstaltungsreihe „Talk & Musik“ finden sich im Booklet jedoch zuhauf. Als „einen der authentischsten und wichtigsten Folk-Blues-Künstler“ bezeichnete der legendäre Musikveranstalter den Musiker, und wie Recht er damit hatte, stellt Herrmann hier in vierzehn von vierzehn Titeln unter Beweis. Die Fremdkompositionen von Robert Johnson, Huddie Leadbelly oder Bob Dylan sind nicht bloß kopiert, sondern interpretiert, „irgendwie anders“ als das Original, aber doch unverwechselbar und im gleichen musikalischen Duktus gehalten. Als Songwriter verarbeitet Biber Hermann thematisch große Themen wie Freundschaft, Liebe, Hoffnung und Krieg, schwere Texte in klarer, direkter Sprache. Gesang, akustische oder Resonator-Gitarre und ab und an etwas Mundharmonika, das sind die musikalischen Ausdrucksmittel. Handwerklich perfekt, virtuos – der eigentliche Zauber geht jedoch von etwas aus, was nicht erlernbar ist. Das Album strahlt eine tiefe, entspannte Ruhe aus, die Musik „atmet“. Tiefe Verneigung, große Kunst!
Achim Hennes

 GREGOR HILDEN: In Phase
GREGOR HILDEN
In Phase
www.gregorhilden.de
(Acoustic Music Records 319.1534.2/Rough Trade)
13 Tracks, 57:29


Mit dem Blues als Fundament und angereichert durch Funk, etwas Soul und Jazz bleibt Gregor Hilden sich und seiner Musik auch auf diesem Album treu. Ihm zur Seite stehen mit Thomas Hufschmidt, Keyboards, Horst Bergmeyer, Hammond B-3, Martin Engelien, Bass, und Dieter Steinmann, Schlagzeug, exzellente Musiker, bei denen sich das schnöde Vorwort „Begleit-“ verbietet. Folgerichtig räumt Hilden dann auch jedem von ihnen Platz und damit entsprechende solistische Ausdrucksmöglichkeit ein, wodurch immer wieder spannende Bögen und Zuspiele entstehen. Natürlich ist dabei auch dieses Instrumentalalbum von Hildens Gitarrenspiel dominiert: Lange Töne, die in einem schönen Vibrato enden, alles legato gespielt. Verwendet werden jeweils zum Stück ausgesuchte, edle „Vintage“-Instrumente und Verstärker, bei deren bloßer Nennung im Booklet es dem lesenden Gitarristen in den Finger kribbelt. Satte, schmatzende, runde Klänge, eine Wohltat für die Ohren und eine bedingungslose Empfehlung für Liebhaber des Blues in seiner eleganten, geschmackvollen Form.
Achim Hennes
 DANIEL VAGANT: Schön
DANIEL VAGANT
Schön
www.danielvagant.de
(Eigenverlag)
12 Tracks, 49:56


Dass ein versierter Singer/Songwriter aus Deutschland Zeilen singt wie „Ich finde mein Leben ganz toll“ oder „Ich werde fliegen wie ein Schmetterling“ erscheint nicht gerade selbstverständlich, zumal nicht wenige Liedermacher die schwermütig-melancholischen Inhalte eindeutig bevorzugen. So kann es durchaus als „schön“ empfunden werden, wenn gleich zu Beginn des Albums fast so etwas wie eine fröhliche Partystimmung aus den Boxen knallt. Aber das Trio aus Marburg kann auch ganz anders: Was unbeschwert beginnt, wird etwa ab der zweiten Hälfte des Albums ernsthaft und tiefsinnig. Die Reduzierung auf Stimme und Gitarre bei einigen Songs erzeugt zusätzlich Eindringlichkeit und Intensität. Von der Feierlaune zum anspruchsvollen Songwriting – das ist offensichtlich die Dramaturgie dieser rundum erfreulichen Produktion. Die immer wieder eingestreuten Querflöten- und Gitarrensoli von Daniel Vagant bereichern die Songs in besonderer Weise. Daniel Vagant (Gitarre, Gesang, Flöte) , Stephan Becker (Kontrabass) und Patrick Leipold (Schlagzeug, Cajon) präsentieren handgemachten, kraftvollen Akustik-Folkrock der allerfeinsten Sorte.
Kai Engelke

 WAGENBRETH/UHLMANN: Einsam heut Nacht
WAGENBRETH/UHLMANN
Einsam heut Nacht
www.rough-trade.net
(Skycap Records/Rough Trade)
14 Tracks, 52:33


Natürlich ist es der Sänger, der dieses Album ausmacht, aber es sind im vorliegenden Fall eindeutig auch die Songs. Manne Wagenbreth, ostdeutsches Folk-Urgestein aus der Leipziger Szene (Folkländer/Bierfiedler), verfügt über eine jener unverwechselbaren Reibeisenstimmen, die selbst das Örtliche Telefonbuch singen und zu einem herzergreifenden Erlebnis machen könnten. Kaum jemand vermag selbst abgenudelten Heulern so viel Glaubhaftigkeit und Seele zu verleihen wie er. Johannes Uhlmann (diatonisches Akkordeon, Gesang)ist als mit allen Folk- und Weltmusikwassern gewaschener Musiker (Uhlman, Leipziger Folk Session Band u. v. a.) dazu die Idealbesetzung. Den eklektischen Stilmix der Lieder präsentieren sie mit leichter Hand und wie aus einem Guss arrangiert, im Studio von befreundeten Musikern an Geige, Mandoline, Whistle, Posaune und Gesang veredelt. Erstaunlich, wie selbstverständlich deutsche Lieder aus Wagenbreths Feder neben Material von Tommy Sands (wie dem lüpfigen „Come In From The Rain“), dem ergreifenden „Heart Like A Wheel“ von Anna McGarrigle oder dem französischen Traditional „Aux Marches De Palais“ bestehen kann, wie wunderbar Folk- neben Pop- und Rocksongs wie „The River“ von Brian Eno oder „Darling Be Home Soon“ von John Sebastian koexistieren. Die geschmackvollen Arrangements machen dieses Album zu einem Werk, das man wieder und wieder hören möchte.
Ulrich Joosten