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HÜSCH!
Bann dr Morche grauit
www.songs-of-heimat.de
(Soul Folk Records)
11 Tracks, 39:56 , mit Infos


„Hüsch!“, sagt man im Thüringer Dialekt, wenn etwas von besonderer Güte ist. Skepsis scheint angebracht, wenn sich eine Band selbstbewusst einen solchen Namen gibt. Insbesondere, wenn das Booklet vermerkt, dass das Debütalbum sattsam bekannte Lieder enthält. Darunter solche, die man schon tausendmal gehört hat, beispielsweise „Es geht eine dunkle Wolk herein“ oder das Lied vom kleinen „Waldvögelein“. Doch dann legt man die Scheibe in den Player und nach einem gefühlvollen Klavierpräludium setzt Hanna Flocks Ausnahmestimme ein, ein warmer, ausdrucksstarker Alt, mit der ersten Strophe von „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Ihre eigenwillige und ungemein geschmackvolle Phrasierung verursacht Gänsehaut. Im linken Kanal erklingt sodann ein treibender  HÜSCH!: Bann dr Morche grauit Rhythmus auf der Waldzither, rechts kommt das Banjo hinzu, zunächst im Call-and-Response mit dem Klavier, dann unisono, ehe sich die Violine mit einer zweiten Stimme darüberlegt. Es kommt eben darauf an, was man aus den bekannten Liedern macht. Bereits mit dem zweiten Lied zeigt das Quartett, dass es mehr kann als gefühlvolle Balladen: groovende, treibende Akkordarbeit, vielstimmige Jodler, die eher nach Blue Yodel und Fiddle-Potatoes, mehr nach Appalachen denn nach deutscher Geigentradition klingen. Flock ist offenbar nicht nur eine exquisite Sängerin und Pianistin, sondern auch eine geniale Arrangeurin, der drei Herren zur Seite stehen, die allesamt gute Sänger und Könner auf der sonst eher selten gehörten Waldzither sind, genauer gesagt der Thüringer Variante dieses Instruments. Außerdem spielen Nico Schneider Banjo, Gitarre und Maultrommel, Tim Liebert Flöte und Joachim Rosenbrück Violine, Gitarre und Maultrommel. Passend zum lokalen Bezug der Waldzither haben sie weniger bekannte Dialektlieder und Instrumentalstücke aus ihrer Heimat gesucht und sie mit den bekannten hochdeutschen Liedern zu einer Mischung zusammengefasst, die auch außerhalb ihrer Region ausgezeichnet funktioniert. Von besonderer Güte? Allerdings. Das Hüsch!-Debütalbum ist eine der schönsten Deutschfolkplatten der letzten Jahre. Einen Kritikpunkt gibt es indes: Sie ist mit nur knapp vierzig Minuten viel zu kurz.
Ulrich Joosten