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Ausgabe 5/2013


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FRANKREICH

VALENTIN CLASTRIER
Valentin Clastrier
www.valentinclastrier.com
(Innarcor INNA 31308/L’Autre Distribution)
13 Tracks, 64:57


Kann eine Altdrehleier wie Darth Vader klingen – wie in „Vents Solaires“? In den Händen Valentin Clastriers kann sie nach allem klingen. Die 13 Instrumentalstücke auf seinem ersten Soloalbum seit 15 Jahren tragen Titel wie „Viell’Mania“, „Grand Soleil“ oder „Gyroturbation“ und zementieren den Ruf des 66-Jährigen als unerreichter Großmeister des Instruments. Der Chevalier des Arts et des Lettres war immer schon ein Innovator par excellence, doch ging der Produktion diesmal gar die Entwicklung eines neuen Instrumentes voraus, mit dem diese Musik erst möglich wurde. Gemeinsam mit dem Wiener Drehleierbauer Wolfgang Weichselbaumer entwickelte Clastrier das innovative Konzept einer, wie er sagt,  VALENTIN CLASTRIER: Valentin Clastrier „vielle idéale“. Deren Rad lässt sich mit einer nach unten wegklappbaren Achse teilweise oder vollständig von den Saiten entfernen und ermöglicht Spieltechniken wie nuancierte Obertonmelodien, Tapping oder Pizzicato. Eine weitere erstaunliche Erfindung Weichselbaumers erlaubt zweistimmiges Spiel auf zwei Melodiesaiten. Offenbar hat das neue Instrument Clastriers Kreativität ordentlich befeuert: Er feiert die neuartigen Tonerzeugungsmöglichkeiten regelrecht ab! Rhythmisch pulsierende Bordunsaiten, gezupfte Resonanzsaiten, arhythmische oder präzis synchrone Schnarrsequenzen unterstreichen und kontrapunktieren Melodien, die von mystischen Tonmeditationen bis hin zu ultraschnellen Klangkaskaden einen völlig neuen Klangkosmos erkunden. Dabei verzichtet Clastrier auf seinen charakteristischen, lautmalerischen Gesang und auf seine Perkussionsbox – allein die Drehleier und ihre Möglichkeiten stehen im Mittelpunkt, und die definiert er nun wieder einmal neu. Mit Valentin Clastrier überschreitet er neuerlich Grenzen und weitet sie aus; sämtliche Versuche der Einordnung, ob es sich um Jazz oder Weltmusik handelt, ob die Musik asiatische oder mittelalterliche oder welche Einflüsse auch immer hat – sie greifen zu kurz. Diese Musik ist grandios. Umwerfend. Erschreckend. Begeisternd.
Ulrich Joosten

SPANIEN

DIEGO EL CIGALA
Romance De La Luna Tucumana
www.elcigala.com
(Deutsche Grammophon 0028947910664/Universal)
11 Tracks, 40:11 , mit span. u. engl. Texten u. engl. Infos


Der zu den weltoffensten Flamencokünstlern zählende cantaor ist gerade der spanischen Krise gen Dominikanische Republik entflohen. Aber sein neuntes Album dreht sich wie der Tangoausflug Cigala & Tango von 2011 erneut um Argentinien. Dessen kleinste Provinz, Tucumán, ist im Titelstück, verewigt – die „Mondromanze“ von Atahualpa Yupanqui und Pedro Aznar, populär durch Mercedes Sosas Interpretation, schlüpft bei dem Madrilenen ins Gewand einer flotten Flamenco-Rumba, umgarnt von Juan Tizols Duke-Ellington-Hit „Caravan“. Überhaupt bieten Diego el Cigalas neulektorierte Liedklassiker Argentiniens etliche Überraschungen, nicht forciert innovativ-grell, sondern eher fein – der Mittvierziger ist zwar quasi  DIEGO EL CIGALA: Romance De La Luna Tucumana ein musikalischer Bilderstürmer, aber keiner, der das Urmaterial völlig aus den Angeln hebt, um es neu klingen zu lassen. Das Eröffnungsstück kommt etwa afrokaribisch daher, erinnert an El Cigalas Kuba-affine Arbeiten mit dem Pianisten Bebo Valdés. Dem kürzlich verstorbenen Kubaner, mit dem ihn nach eigener Aussage überhaupt seine beste Erfahrung musikalischer Zusammenarbeit verbindet, widmete er auch dieses Album. Ansonsten schwebt vor allem der Geist Mercedes Sosas über dem Werk, das sogar mit ihrer Stimme ausklingt – im „Canción Para Un Niño En La Calle“ posthum liiert mit der von El Cigala. Das habe er noch im letzten Moment aufs Album genommen, nachdem ihn die Version von Calle 13 und Sosa so sehr gerührt hätte. Auch weitere Stücke mussten sein, so zwei Tangos, die von der Arbeit an Cigala & Tango übriggeblieben waren. So erfährt man aus dem ausführlichen, vom Sänger in sehr persönlichem Ton verfassten Booklet. Persönlich wie das ganze Album, das einmal mehr zeigt, dass sich Diego el Cigalas profunder Gesang auf jedem musikalischen Terrain elegant und komfortabel einzuquartieren vermag. Angenehm minimal und gekonnt umspielt von seinen Mitmusikern, diesmal besonders markant vom sehr interessanten, jazzigen Gitarrenspiel seines Landsmannes Diego García el Twanguero.
Katrin Wilke