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 ANDREAS LEUSINK [Hrsg.]: Gundermann : Von jedem Tag will ich was haben, was ich nicht vergesse...  Poesiealbum 338 : Gerhard Gundermann.
ANDREAS LEUSINK [Hrsg.]
Gundermann : Von jedem Tag will ich was haben, was ich nicht vergesse...
christoph-links-verlag.de
(Berlin : Links-Verl., 2018. – 184 S. : mit zahlr. Farb- u. s/w-Fotos)
ISBN 978-3-96289-011-7 , 20,00 EUR


Poesiealbum 338
Gerhard Gundermann.
maerkischerverlag.de
(Wilhelmshorst : Märkischer Verl., 2018. – 32 S. : mit Grafiken)
ISBN 978-3-943-708-38-7 , 5,00 EUR


Beide Publikationen erschienen anlässlich des zwanzigsten Todestages Gundermanns und der Premiere des Spielfilms. Das Lesebuch von Andreas Leusink vereint unterschiedliche Artikel, Briefe, Interviews, Erinnerungen und Dokumente von Weggefährten des Liedrockpoeten und von den Dreharbeiten zum Film. Ingo „Hugo“ Dietrich berichtet über die Zeit mit dem Liedtheater Brigade Feuerstein. Lutz Kerschowski, der neben Gundermann auch mit Rio Reiser eng befreundet war, schreibt über Aufbrüche im Ostrock und intensive Momente in der Zusammenarbeit mit Gundi. Tina Powileit und Mario Ferraro äußern sich über die Jahre mit der Seilschaft. Einblicke in die Arbeit am Film gewährt Drehbuchautorin Laila Stieler, und Hauptdarsteller Alexander Scheer bekennt: „So eine Rolle kriegst du kein zweites Mal.“ Regisseur Andreas Dresen kritisiert Filme über die DDR, wie Das Leben der Anderen, und stellt fest, „dass man von denen, die im Osten gelebt haben, erwartet, sie sollten sich gefälligst für ihre Biografie entschuldigen“. Oder sagt: „Meine Erfahrung mit diesem System ist aber eine völlig andere.“ Komplettiert wird das Buch durch reichlich Fotos von den Dreharbeiten und aus dem Film sowie aus dem Leben Gundermanns.
Das Poesiealbum ist eine beliebte Lyrikreihe aus der DDR, die seit über fünfzig Jahren erscheint und in Nummer 338 nun eine repräsentative Auswahl der besten Liedtexte Gerhard Gundermanns veröffentlicht.
Reinhard „Pfeffi“ Ständer
 ECKHARD JOHN: Brüder, zur Sonne, zur Freiheit : d. unerhörte Geschichte eines Revolutionsliedes.
ECKHARD JOHN
Brüder, zur Sonne, zur Freiheit : d. unerhörte Geschichte eines Revolutionsliedes.
christoph-links-verlag.de
(Berlin : Links, 2018. – 208 S.: mit Abb. u. Notenbeisp. + CD)
ISBN 978-3-96289-016-2 , 15,00 EUR


Hermann Scherchen ist manch einem als engagierter und couragierter Dirigent und Förderer moderner Musik ein Begriff. Dass er aber auch eines der bekanntesten und zugleich vergessenen Arbeiterlieder nach Deutschland gebracht hat, ist weniger bekannt. „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“, ein Lied, dessen Rezeptionsgeschichte exemplarisch für den Gebrauch und Missbrauch populärer politischer Lieder steht und auch für ihre Bedeutungswandel im Lauf der Zeiten. Hermann Scherchen hatte als Kriegsgefangener in Russland die Revolution miterlebt und kam 1918 mit zwei Liedern von dort zurück, für die er Texte auf Deutsch schrieb und deren Melodien er – fast unverändert – aufschrieb. Diese Lieder wurden 1920 erstmalig aufgeführt, von einem Chor, den Scherchen dirigierte. Die Lieder, der „Trauermarsch der Revolutionäre“ und das zunächst als „Russischer Rotgardistenmarsch“ betitelte „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“, wurden schnell in der Arbeiterbewegung populär. Da der Text trotz des markigen Titels „Rotgardistenmarsch“ eher etwas vage gehalten ist, gab es früh die ersten Umdichtungen. Eckhard John versteht es, sowohl Entstehungsgeschichte als auch Wirkungsgeschichte des berühmten Liedes nachzuzeichnen – seine internationale Verbreitung, aber auch die Tragik der Übernahme des Liedes durch die Nazis in die eigenen Liederbücher, nicht nur von Umdichtungen, nein, auch des Originaltextes. In der DDR bekam das Lied, wie auch der Trauermarsch, einen zutiefst staatstragenden Charakter. Eine CD mit neunzehn vor allem historischen Aufnahmen ergänzt den Informationsgehalt des aufschlussreichen Textes.
Rainer Katlewski

 THOMAS BROOMAN: My Festival Romance.
THOMAS BROOMAN
My Festival Romance.
tangentbooks.co.uk
(Bristol : Tangent Books, 2017. – 382 S. : mit Fotos)
ISBN 978-1-910089-58-3 , 12,00 GBP


Wenn man zu den Erfindern der legendären WOMAD-Festivals gehört („World of Music, Arts and Dance“), dann reicht es wahrscheinlich nicht aus, lediglich ein Musikenthusiast zu sein. Es sollte zusätzlich eine gewisse Obsession hinzukommen. Thomas Brooman erfüllt diese Voraussetzungen spielend. Aber reicht das bereits für eine Autobiografie? Als Jahrgang 1954 kam er gerade rechtzeitig für Beatles und Simon & Garfunkel. Ein paar (nicht gerade glückliche) Jahre in Buenos Aires, weil des Vaters Job es erforderte, öffneten das Ohr für lateinamerikanische Klänge und besonders deren Rhythmen. Schnell kam das Bedürfnis nach Livemusik (als 13-Jähriger in Bristol zu Jimi Hendrix!) und das Interesse an Festivals (1969, Bath Festival of Blues). Es folgten ein Englischstudium in Oxford, Jahre als Drummer in diversen Rock- und Punkbands und die Gründung des Labels Bristol Recorder. All das erzählt Brooman in einem amüsanten und teils amüsierten Ton, bevor es dann um die Vorbereitung des ersten WOMAD-Festivals 1982 in Shepton Mallet geht und die Rolle, die Peter Gabriel dabei spielte. Was folgt, sind rund 270 Seiten, die Broomans 26-jährige WOMAD-Karriere behandeln: die unterschiedlichen und ungewöhnlichen Veranstaltungsorte weltweit und die Logistik, die immer wieder neu geschaffen werden musste, die internationalen Künstler und ihre Eigenarten, teils haarsträubende Erlebnisse – und ein unfassbares Land namens Finnland. Interessantes Nebendetail im Zusammenhang mit der Änderung des Folker-Untertitels: Brooman zählt auch zu den Erfindern des Marketingbegriffs „World Music“, den er aber ziemlich schnell als eine ungenaue, lieblose XXL-Schublade empfand und am liebsten wieder abgeschafft hätte. Brooman schreibt locker, flockig, unterhaltsam, aber faktenreich. Dennoch ist der Tenor immer persönlich, obwohl sich das Buch weitestgehend aus dem nichtmusikalischen Leben des Autors raushält. Das ändert sich lediglich gegen Ende, als er auf seinen kaum begründeten Rauswurf aus der Organisation 2008 zu sprechen kommt, Anlass für einige sehr persönliche Reflexionen und die Erkenntnis, dass der Rauswurf retrospektiv wohl doch eher ein Segen war. Für Musikliebhaber jedweden Genres durchaus so was wie eine Ferienpflichtlektüre.
Mike Kamp
 MANFRED MILLER: Um Blues und Groove : Afroamerikan. Musik im 20. Jh.
MANFRED MILLER
Um Blues und Groove : Afroamerikan. Musik im 20. Jh.
heupferd-musik.de
(Dreieich : Heupferd Musik-Verl., 2017. – 451 S. – (Song-Bücherei))
ISBN 978-3-923445-18-9 , 34,00 EUR


Eine Warnung vorweg: Dieses Buch ist nicht kurzweilig. Es ist kein Roman, ist nicht einfach zu lesen, und der Autor schlägt mitunter große Bögen, um seine Ansichten und Thesen zu begründen. Folgt man ihm jedoch bei den Erklärungsversuchen dessen, was Groove, Swing und eben Blues definiert, dann ist es ein ganz wunderbares und erleuchtendes Werk. Manfred Miller war viele Jahre lang Jazzredakteur bei Radio Bremen, dem NDR, Südwestfunk und Süddeutschen Rundfunk. Der Mitbegründer des Bluesfestivals in Lahnstein ist selbst praktizierender Musiker. Somit weiß er ganz genau, dass die rein analytische Erklärung, also die exakte Notation von Groove und Swing nicht funktionieren kann. Denn Groove und Swing sind das Gegenteil von Exaktheit, Metrik, Zählzeit. Hier setzt er an, gibt Beispiele und Herleitungen, die bis in die Antike reichen. Er stellt den Zauber (bzw. die Wirkung) der Musik, die wir (fälschlicherweise?) Blues nennen, in einen universellen, umfassenden soziokulturellen Zusammenhang. Dabei schöpft er aus seinem enormen Fundus an Erfahrung aus den Begegnungen und Gesprächen mit Musikern über die Jahrzehnte, die er immer wieder als kurze Zitate oder Textpassagen einfließen lässt. Songtexte werden treffend übersetzt, ihre Inhalte interpretiert. Es empfiehlt sich, dieses Buch langsam zu lesen, immer wieder kurze Abschnitte, vielleicht auch einmal ein ganzes Kapitel. Und dann: Selbst nachdenken, die zitierte Musik hören, und schon öffnet sich Raum für neue Sichtweisen.
Achim Hennes