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Christoph Borkowsky * Foto: Ingo Nordhofen

Heimspiel


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Albumtipp:

Westerwald Pipers, Crossover
(Eigenverlag, 2016)


Westerwald Pipers


Ein Fisch mit Biss

Die Berliner Firma Piranha

Über dreißig Jahre im Weltmusikgeschäft

Auch wenn das vom Folker ab­ge­deckte Spek­trum weniger sprung­haften Wand­lung­en unterliegt als die Pop­mu­sik, passiert es auch im Welt­mu­sik­bereich nicht alle Tage, dass eine Firma nach über dreißig Jahren immer noch am Markt ist und kontinuierlich neue Geschäftsfelder erschließt. Dem Berliner Konglomerat Piranha, unter anderem Label, Veranstalter und kreative Konzeptschmiede, dessen Mitgründer, der Ethnologe Christoph Borkowsky, immer noch zu den Köpfen des Unternehmens gehört, ist dieses Kunststück geglückt.

Text: Wolfgang König

Als Geburtsstunde von Piranha gilt ein Konzert, das die kleine Truppe um Brigitte Bieg und den bekennenden Soulfan Borkowsky 1987 in Schöneberg mit dem Funkmusiker Rufus Thomas veranstaltete. Dessen Auftritt war zwar ein künstlerischer Erfolg, aber kein kommerzieller. „Ansonsten wären wir vielleicht ein RnB-Label geworden“, meint Christoph Borkowsky lachend. Und der Firmenname? „Der passte einfach perfekt zu uns. Piranhas sehen gut aus, leben in exotischen Regionen und haben Biss. Sie verfügen über Schwarmintelligenz, und wenn sie zusammenhalten, dann können sie auch als Kleine die ganz Großen fertigmachen.“

Günstige Ausgangsbedingungen

Die spezielle Situation 1987/88 in West-Berlin war entscheidend für die Konsolidierung Piranhas, denn in beiden Jahren gab es für kulturelle Zwecke Gelder en masse, und Christoph Borkowsky hatte damals schon ein ausgeprägtes Talent, solche Finanztöpfe aufzuspüren und für die musikalische Bewusstseinserweiterung der Allgemeinheit nutzbar zu machen. 1987 feierte man 750 Jahre Berlin, was zu einem kulturellen Konkurrenzkampf zwischen beiden Teilen der Stadt führte, bei dem nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. 1988 avancierte Westberlin – nach Athen, Florenz und Amsterdam – zur vierten „Kulturstadt Europas“, und wieder wurde mit öffentlichen Mitteln für Kulturprojekte nicht gegeizt.
„Nachdem 1987 die erste Piranha-LP Beat! Apartheid hauptsächlich mit Künstlern aus dem südlichen Afrika erschienen war, wurde 1988 zum Geburtsjahr des Weltmusikfestivals Heimatklänge“, erzählt der Journalist Christian Beck, der Piranha von Anfang an medial und später auch als Mitarbeiter begleitet hat. Die Subventionen reichten noch einige Jahre lang für ein einzigartiges Konzept: Den Juli und August über spielte bei freiem Eintritt von Mittwoch bis Samstag ein und dieselbe Band. Sonntags gab es ein moderiertes Werkstattkonzert, bei dem die Künstler ihre Musik erläuterten. Anschließend stellte der Sender Freies Berlin Studios und Techniker zur Verfügung, um Stücke zu produzieren, die dann von Piranha veröffentlicht wurden. Einige Bands hatten so erstmals die Möglichkeit, überhaupt Aufnahmen zu machen.

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