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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2017   Internetartikel
»Wie Pflanzen oder Tiere sind viele dieser alten Musikinstrumente jedoch vom Aussterben bedroht.«
Stephan Micus vor seinem Haus auf Mallorca 01 Detail * Foto: René Dalpra

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:

Inland Sea
(ECM 2017)

Nomad Songs
(ECM 2015)

Panagia
(ECM 2013)

Towards The Wind
(ECM 2002)

Athos
(ECM 1994)

The Music Of The Stones
(ECM 1989)

Koan
(ECM 1981)

Implosions
(ECM 1977)


Cover Inland Sea 2017


Dem Klang der Welt auf der Spur

Der Multi­instru­men­talist Stephan Micus erschafft immer wieder neue Klangwelten

Seit nahezu fünf Jahrzehnten zieht es ihn in die Welt hinaus, um traditionelle Musikinstrumente aufzuspüren und zu studieren. Seine einzigartige Verschmelzung dieser musikalischen Kulturen hat ihn zu einem der bedeutendsten deutschen Vertreter zeitgenössischer Weltmusik gemacht. Stephan Micus kreiert eine ganz neue Klangwelt, die keine Grenzen kennt. Jetzt hat er sein zweiundzwanzigstes Album veröffentlicht.

Text: Erik Prochnow

Für seine Kompositionen ist ihm kein Weg zu weit. Bis auf über 3.000 Meter Höhe in das Tal des Wakhan-Gebirges an der tadschikisch-afghanischen Grenze zog es den Weltmusiker Stephan Micus, ohne zu wissen, was ihn da erwarten würde. „Einer der bezauberndsten Orte, die ich in meinem Leben gesehen habe, mit kleinen Dörfern und Bergen über 7.000 Metern auf jeder Seite des Grenzflusses“, sagt der aus Bayern stammende Klangkünstler. In einem Kulturmuseum entdeckte er das traditionelle tadschikische Instrument Balanzikom. Die selbst in Tadschikistan kaum bekannte siebensaitige Laute, die vor allem bei Sufizeremonien gespielt wird, zog Micus direkt in den Bann. Mit viel Überredungskunst konnte er das Instrument erwerben, und der Beginn seines aktuellen Albums Inland Sea war geboren.
Vor genau vierzig Jahren präsentierte Stephan Micus mit seinem Projekt Implosions zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit seine Vision einer zeitgenössischen Weltmusik. Obwohl er seit Beginn seiner Karriere beim preisgekrönten Jazz- und Klassik-Label ECM neben Größen wie Keith Jarrett oder Pat Metheny unter Vertrag steht, wird sein enormer musikalischer Beitrag jedoch fast ausschließlich von Experten hochgeschätzt. Dabei ist sein musikalisches Schaffen einzigartig. Wenn auf jemanden der Begriff Multiinstrumentalist zutrifft, dann auf den Vierundsechzigjährigen. Der leidenschaftliche Entdecker von Musikinstrumenten ist ein Meister auf unzähligen traditionellen Klangkörpern aus der ganzen Welt, wie der armenischen Duduk, der japanischen Shakuhachi, der äthiopischen Bagana, der bayerischen Zither, der marokkanischen Genbri, der indischen Dilruba oder eben des tadschikischen Balanzikoms, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Zudem hat er in Georgien und Bulgarien polyphonen Gesang studiert. Meist autodidaktisch erlernt, entlockt er seinen Instrumenten durch ungewöhnliche Spielweisen ganz neue Töne. Auch entwickelt Micus eigene Klangkörper, wie eine vierzehnsaitige Stahlsaitengitarre, eine Basszither mit 1,7 Meter langen Saiten, er spielt auf Blumentöpfen oder Resonanzsteinblöcken.
Was seine Kompositionen jedoch so besonders macht, ist die Kombination dieser verschiedenen Instrumente und Kulturen zu einer ganz neuen musikalischen Welt. Micus erschafft Klänge, Rhythmen und Verbindungen, die es so noch nie gegeben hat. Es ist eine Welt, in der die verschiedenen musikalischen Kulturen miteinander verschmelzen, ohne ihren speziellen Charakter zu verlieren. Dabei spielt und singt er alle Aufnahmen nicht nur selbst ein. Durch modernste Multi-Tracking-Technik erzeugt er bis zu zweiundzwanzigstimmige Chöre aus seinem Gesang oder legt verschiedene Einspielungen eines Instrumentes übereinander.

... mehr im Heft.