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Michael Kleff * Foto: Ingo Nordhofen

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit




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Zeichnung: Woody Guthrie
Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications


Michael Sez

Nun hat Bob Dylan seinen Literaturnobelpreis in Stockholm abgeholt. In aller Stille versteht sich. Und auch nur, weil er Anfang April ohnehin zwei Konzerte in der schwedischen Hauptstadt spielte, bei denen er das Thema – erwartungsgemäß – erst gar nicht erwähnte. Um auch sein Preisgeld in Höhe von 8 Millionen Kronen (rund 830.000 Euro) zu erhalten, muss Dylan allerdings noch eine Vorlesung halten. Wobei er bei der Gestaltung relativ freie Hand hat. Er kann eine kurze Rede halten, ein Lied singen oder sich per Videoschaltung zu Wort melden. Laut Schwedischer Akademie hat der Musiker dafür noch bis zum 10. Juni Zeit. Die Jünger des alternden Künstlers ficht das alles nicht an. Vielmehr hatten sie wegen der Veröffentlichung von Triplicate, Dylans erstem Dreifachalbum, wieder einmal Grund, sich in den Feuilletons landauf, landab intellektuell einen runterzuholen. Einer der wenigen Rezensenten, der wagte zu sagen, wie es ist, war Christian Rabe in der Süddeutschen Zeitung. Er empfahl, sich angesichts einer „hörbar überforderten brüchigen Stimme“ lieber die Originale der von Bob Dylan gecoverten Titel auf Youtube anzuhören.
Im Februar ging in Kansas City die Konferenz der Folk Alliance International über die Bühne. Seit 1991 bringt diese Veranstaltung jährlich Musiker, Plattenlabels, Veranstalter und Medien vor allem aus den Bereichen Folk und Singer/Songwriter zusammen. Mehrere Tage lang gab es Diskussionen, Arbeitskreise und natürlich viel Musik. Neben den offiziellen Showcases präsentierten sich in den Zimmern und Suiten auf zwei Etagen des Tagungshotels Hunderte von Interpreten jeden Abend bis in die frühen Morgenstunden mit kurzen Auftritten. Seit einiger Zeit gibt es jedes Jahr auch ein Hauptthema, es lautete diesmal „Forbidden Folk“. Es ging um die Rolle, die Musik in den politischen Auseinandersetzungen in den USA gespielt hat. Von der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung in den Vierzigerjahren mit Woody Guthrie und Pete Seeger über die Bürgerrechts- und Antivietnamkriegsbewegung der Sechzigerjahre mit Künstlern wie Phil Ochs bis zur Frauenbewegung mit Künstlerinnen wie Sonia Disappear Fear. Es gab aber auch durchaus internationale Aspekte. Einer der Gäste war Ramy Essam. Er ist bekannt für seine Auftritte auf dem Tahrir-Platz in Kairo während der Revolution in Ägypten 2011. Weitere Künstler im Rahmen der Veranstaltungen zum Konferenzthema waren unter anderem Kris Kristofferson, die fast neunzigjährige Musikerin und Aktivistin Barbara Dane und Bruce Cockburn. Mit ihren Erfahrungen stießen sie bei den rund dreitausend Teilnehmern auf viele offene Ohren – vor allem bei den erstaunlich zahlreich vertretenen jungen Musikerinnen und Musikern.

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