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 Hof der Moritzbastei * Foto: Torsten Reitler, Moritzbastei

Heimspiel


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Leipzigs letzte Bastion

Die Moritzbastei

Vom Studentenclub zum Kulturzentrum

Vor 44 Jahren verbarg sich die Moritzbastei unter einem begrünten Schuttberg hinter dem 34-stöckigen „Uniriesen“ der Karl-Marx-Universität Leipzig, wo mittlerweile unter anderem der MDR residiert. Bis 1982 ließen 30.000 Studentinnen und Studenten, unterstützt von jungen Maurern, Zimmerern und anderen Baufachleuten, Leipzigs letzte Bastion aus Ruinen wiederauferstehen. Der zwischen 1979 und 1993 fast ausschließlich Studenten und Erbauern zugängliche Club hat sich nach der Wende zu einem weltoffenen Kulturzentrum gemausert.

Text: Kay Reinhardt

1973 entdeckten Studenten auf der Suche nach einem Domizil für einen Studentenclub die Reste der über 500 Jahre alten Stadtbefestigung wieder und erwirkten, dass ihnen – offiziell der Jugendorganisation FDJ – die Ruine übertragen wurde. Jahrelang schleppten sie mehr als 50.000 Tonnen Bauschutt – das entspricht der Masse von fünf Eiffeltürmen – aus den unterirdischen Gängen und Gewölben, mauerten, brachen Wände auf, verputzten und bauten aus; unterstützt von Lehrlingen und Facharbeitern Leipziger Baubetriebe. Teils ehrenamtlich, teils für einen Stundenlohn von fünf Mark investierten sie insgesamt 150.000 Stunden in ihr Projekt, das ohne sie vermutlich bis heute nicht realisiert worden wäre. Dass der Bau nach einem sächsischen Kurfürsten benannt ist, wäre Mitte der Siebzigerjahre normalerweise für die Partei- und Staatsführung ein Grund gewesen, seine Wiederbelebung zu verhindern. Doch noch klangen die Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin nach, die 1973 eine weltoffenere Phase der Kultur- und Jugendpolitik in der DDR eingeläutet hatten. Zudem ließ sich hier öffentlichkeitswirksam die gute Zusammenarbeit von Hammer und Zirkel, von Werktätigen und „Intelligenzlern“ präsentieren.

Heute ein Ort der Begegnung

Nach mehreren Teileröffnungen war 1982 der größte Studentenclub Europas fertig. Bis 1992 blieb er der Uni angegliedert. Seit 1993 wird das attraktive Baudenkmal von einer Stiftung geführt. Eine GmbH betreibt die Moritzbastei satzungsgemäß als lebendiges Kulturdenkmal, als „Ort der Begegnung der gesamten Jugend Leipzigs und ihrer Gäste“. Wirtschaftliches Arbeiten ist entscheidend, weil die Stiftung Moritzbastei nicht über ein nennenswertes Vermögen verfügt. Sie ist Pächterin, Eigentümerin ist die Stadt Leipzig.

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