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Backkatalog   Ausgabe Nr. 6/2016   Internetartikel
»Wir zeigen, wie viel Kraft entsteht, wenn Ungarn, Rumänen und Roma zusammenarbeiten.«
Mihályi Rosonczy-Kovács, Hungarian Folk Embassy
Beata Palya * Foto: László Emmer

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Albumtipps:

Beáta Palya, Tovább Nő
(MG Records, 2016)

Male Choir Saint Ephraim Budapest & Balázs Szokolay Dongó, Bartók & Folk
(Do-CD; BMC Records, 2015)

Romengo, Nagyecsed-Budapest
(Gryllus, 2014)

Söndörgö, Tamburocket Hungarian Fireworks
(Riverboat/World Music Network, 2014)

Buda Folk Band, Magyar Világi Népzene
(Fonó, 2013)


Cover Romengo


Streicherbands und starke Stimmen

Ein Streifzug durch die ungarische Musikszene

Der Klang der Streicherkapellen wurde bekannt durch Muzsikás oder Tükrös. Auch jüngere Musiker der Buda Folk Band oder von Góbé geben dieses reiche Erbe nicht auf. Ungarn hat große Stimmen wie die von Beáta Palya, Bands wie Meszecsinka oder Söndörgö stehen für die ethnische Vielfalt des Landes.

Text: Grit Friedrich

Neben einem Bauernhaus spielt Tükrös eine Suite aus Siebenbürgen. Drei Tage lang hört man Anfang September im Dorfmuseum Skanzen bei Szentendre Bands aus dem Karpatenbecken. Péter Árendás spielt Bratsche und gründete Tükrös vor etwa dreißig Jahren. „Ich bin hier als Musiker“, sagt er, „aber ich gehöre auch zu den Organisatoren. In den letzten zehn Jahren gab es ähnliche Treffen in Siebenbürgen. Ziel war es, das Gleiche in Ungarn durchzuführen, aber nicht nur mit Musikern aus Siebenbürgen, sondern aus dem ganzen Karpatenbecken.“ Árendás unterrichtet sein Instrument an der Musikakademie in Budapest, aber jedes Jahr im Frühling organisiert er auch das ungarische Tanzhausfestival Táncháztalalkozo. Das lange Wochenende im Dorfmuseum Skanzen hat eine andere Funktion, hier geht es nicht um neue Alben, sondern um gegenseitiges Kennenlernen der Musiker – viele neue Projekte wurden hier bei einem Glas Wein geboren.
Vor einem Weinkeller spielt die Band Fokos von Balázs Szerda aus der multiethnischen Wojwodina in Serbien. Im Gepäck das Debütalbum der Mittzwanziger, da hört man auch die Tambura, ein typisches Zupfinstrument der Südslawen, sagt Szerda. „Ich habe mich immer mit unseren Traditionen beschäftigt. Diese Musik gibt uns sehr große Ruhe und auch Energie. Das sind unsere Wurzeln, und ohne unsere Vergangenheit haben wir keine Zukunft.“ Nach dem Fokos-Konzert reden die Männer um Balázs Szerda noch lange mit ihren Freunden.
In einem der Weinlokale auf dem ausgedehnten Gelände von Skanzen sitzt Éri Márton von der Buda Folk Band. Auch er ist mit traditioneller Musik aufgewachsen. „Wir waren oft in Siebenbürgen und haben dort authentische Volksmusik aufgenommen“, erzählt er. „In Budapest ist es schwer, in die Medien zu kommen. Volksmusik läuft da nicht. Wir sehen es als unsere Aufgabe, sie unserer und der jüngeren Generation nahezubringen. Wir müssen Wege finden, wie man diese Musik ausdrücken und in sie andere musikalischen Stile hineinpflanzen kann.“ Die Buda Folk Band steht zwar mit beiden Füßen auf dem Boden der ungarischen Traditionen, aber die Bandmitglieder um den Bratschenspieler Márton sind alles andere als Sklaven dieser Tradition. Man kann diese ungarische Band zuweilen auch in München oder Berlin hören. Zum Beispiel im Konzertsaal Badehaus Szimpla im Stadtbezirk Friedrichshain, den der Ungar Attila Kiss gegründet hat. Dorthin kommen die Musiker aus Budapest auch mit einer Tanzmeisterin. Die Buda Folk Band und ihre Sänger sind Meister ihres Faches. So kletterte ihr Album Magyar Világi Népzene bis auf Platz zwei der World Music Charts Europe. Das hat genauso viel mit musikalischer Meisterschaft wie mit großer Offenheit zu tun.

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