Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 6/2016   Internetartikel
 

Folker-Halbmast



PÁDRAIG DUGGAN

PÁDRAIG DUGGAN


23.1.1949, Gweedore, Irland,
bis 9.8.2016, Dublin, Irland


„Oh yes, we were going for it!“, war ein Satz, den man von Pádraig Duggan nach einem gelungenen Auftritt oft hören konnte – ein Beleg für die fast kindliche Begeisterungsfähigkeit des sympathischen Musikers aus Donegal. Mit seinem Zwillingsbruder Noel und vier weiteren Geschwistern wuchs er im irischsprachigen Gaoth Dobhair (Gweedore) in Donegal auf. Nach anfänglichem Klavierunterricht kam der Wechsel zur Gitarre. Rolling Stones, Beatles, Beach Boys und Pentangle prägten die Brüder. Pádraig liebte Gesangsharmonien, eine Leidenschaft, die er mit Noel und den Kindern seiner Schwester Baba – Ciarán, Pól und Moya Brennan – teilte. In den frühen Siebzigern kamen alle unter dem Namen Clann As Dobhar (später Clannad) zusammen, sangen die traditionellen gälischsprachigen Lieder ihrer Heimat Donegal und komponierten Popsongs auf Irisch. Mit Pádraig’s Lied „Liza“ gewannen sie 1973 beim Letterkenny Folk Festival den ersten Preis, einen Plattenvertrag. Dieses Lied findet man bis heute in irischen Schulbüchern. 1982 brachte der Song „Harry’s Game“ vom Album Magical Ring den endgültigen internationalen Durchbruch. Nach der mit einem Grammy ausgezeichneten CD Landmarks aus dem Jahr 1997 machte Clannad eine längere Pause. Pádraig und Noel tourten regelmäßig in Deutschland mit der Gruppe Norland Wind. 2005 nahmen die Zwillinge mit Rubicon ihr erstes eigenes Album mit vielen Gästen auf, glücklich über die Gelegenheit, ihre eigenen Lieder ins Rampenlicht stellen zu können.

Ian Melrose, Thomas Loefke, Kerstin Blodig.



GLENN YARBROUGH

GLENN YARBROUGH


12.1.1930, Milwaukee, USA, bis 11.8.2016, Nashville, USA


Glenn Yarbrough war von 1959 bis 1963 Leadsänger der von ihm gegründeten Gruppe The Limeliters, darauf folgte eine lange Solokarriere. Yarbrough war einer der Ersten, die das Traditional „House Of The Rising Sun“ aufnahmen. Seine bekannteste Single war „Baby, The Rain Must Fall“.

(nach Wikipedia)








Fred Hellerman * Foto: Ebet Roberts

FRED HELLERMAN


13.5.1927, Brooklyn, New York City, USA,
bis 1.9.2016, Weston, Connecticut, USA


Mit Fred Hellerman ist im Alter von 89 Jahren das letzte noch lebende Gründungsmitglied der Weavers gestorben. Die Formation stand 1950 als erste Folkgruppe mit Huddie Ledbetters „Goodnight Irene“ an der Spitze der US-Billboard-Hitparade. Es war Hellerman, Sohn jüdischer Einwanderer aus Lettland, der unter Bezug auf Gerhart Hauptmanns Drama Die Weber der Gruppe um Pete Seeger, Ronnie Gilbert, Lee Hays und ihn ihren Namen gab. Die Weavers wurden schnell Opfer der antikommunistischen Hexenjagd der McCarthy-Ära. Da sie in der Folge kaum noch Auftrittsmöglichkeiten fanden, löste sich die Gruppe 1953 auf. Zwei Jahre später kam es in der New Yorker Carnegie Hall zu einem umjubelten Reunionkonzert. Hellerman ist bei vielen der Weavers-Erfolgstitel wie „Kisses Sweeter Than Wine“ oder „Tzena, Tzena, Tzena“ sowohl als Sänger als auch als versierter Gitarrist zu hören. Zudem schrieb er viele Songs der Gruppe, darunter – gemeinsam mit Frances „Fran“ Minkoff – das Antikriegslied „Come Away Melinda“, das später unter anderem von Harry Belafonte und Uriah Heep aufgenommen wurde. Nach der endgültigen Auflösung der Weavers betätigte sich Hellerman vor allem als Songwriter, Arrangeur und Produzent. So produzierte er unter anderem Arlo Guthries Album Alice’s Restaurant von 1967 und schrieb 1974 die Musik für den Film Lovin’ Molly unter der Regie von Sidney Lumet. 1979 produzierte er Pete Seegers Album Circles & Seasons. Die Zusammenarbeit führte ein Jahr später zu einem erneuten Auftritt der Weavers, der unter dem Titel Wasn’t That A Time als Film veröffentlicht wurde. Erst 2005 erschien mit Caught In The Act ein Soloalbum Hellermans, eine Sammlung von Vaudeville-Titeln. 2014 stand der Zeit seines Lebens engagierte Künstler das letzte Mal auf der Bühne. Beim Gedenkkonzert für den im Januar des Jahres verstorbenen Freund und Kollegen Pete Seeger sang er sein mit Erik Darling, einem weiteren zeitweiligen Weavers-Mitglied, geschriebenes Lied „Long Way To The Graveyard“.

Michael Kleff



Oscar Brand * Foto: Abby Ronner

OSCAR BRAND


7.2.1920, Winnipeg, Kanada,
bis 30.9.2016, Great Neck, New York, USA


Seine Radiosendung war seit ihrem Debüt im Dezember 1945 die längste ununterbrochen mit dem gleichen Moderator laufende Radioshow der Welt. Siebzig Jahre lang lief sie jeden Samstagabend um zehn Uhr auf WNYC-AM 820 in New York City. Woody Guthrie war häufiger und gern gehörter Gast der Sendung und schaute immer wieder mal bei Oscar Brand vorbei, um neue Songs zu testen. Sein Sohn Arlo trug hier vor fünfzig Jahren erstmals sein „Alice’s Restaurant“ vor. Bob Dylan, Joan Baez, Huddie Ledbetter, Pete Seeger, The Weavers und das Kingston Trio sind nur einige wenige Namen von Künstlern, die in Brands „Folksong Festival“ aufgetreten sind. Um sicherzustellen, dass seine Sendung nicht zensiert werden konnte, weigerte Brand sich konsequent, für die Sendung Bezahlung anzunehmen. Obwohl er Anti-Stalinist und nie Mitglied der Kommunistischen Partei war, geriet auch er ins Visier des House Committee on Unamerican Activities, das seine Sendung als Pipeline des Kommunismus bezeichnete, da Brand Künstlern, die auf der sogenannten Schwarzen Liste standen, ein Sprachrohr verschaffen wollte. Brand selbst komponierte etwa dreihundert Songs, meist mit sozialkritischem Hintergrund, und veröffentlichte an die einhundert Alben. Als Publizist brachte er Bücher über Folksongs heraus, war an diversen Broadway-Produktionen beteiligt sowie an der Entwicklung der Sesamstraße. Im Laufe seiner langen Karriere erhielt Oscar Brand diverse Auszeichnungen, darunter den Peabody Award. Brand starb an den Folgen einer Lungenentzündung.

Ulrich Joosten



 Werner Lämmerhirt * Foto: Manfred Pollert

WERNER LÄMMERHIRT


17.3.1949, Berlin,
bis 14.10.2016, Bodenwerder


„Samba an einem ruhigen Sonntag“, „Ten Thousand Miles“, „Corinna, Corinna“ und „If I Were A Carpenter“, das alles sind Titel, die seit den Siebzigerjahren für viele Gitarristen in Deutschland wegweisend waren und es immer noch sind. Werner Lämmerhirt war der junge Musiker, der mit einem ausgefeilten Fingerstyle auf der Gitarre und mit seiner rauchigen Gesangstimme aufhorchen ließ. 1971 und 1972 machte der Berliner erstmals auf sich aufmerksam als virtuoser Begleitgitarrist des Liedermachers Hannes Wader, an dessen zweiter und dritter LP der Fingerpicker mitwirkte und nicht unmaßgeblich zum Erfolg der Alben beitrug. 1974 folgte das erste Soloalbum Ten Thousand Miles, veröffentlicht auf dem damals noch jungen audiophilen Plattenlabel Stockfisch Records. Seinem Debütalbum ließ Lämmerhirt eine gefeierte Live-Session-LP unter anderem zusammen mit den Gitarristen Sammy Vomáčka und Klaus Weiland folgen. Im Laufe seiner über vierzigjährigen Musikerkarriere wirkte Lämmerhirt an zahlreichen Produktionen befreundeter Kollegen mit, darunter Knut Kiesewetter, Alex Campbell, Davey Arthur. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war er auch wieder auf Alben Hannes Waders zu hören. Im Laufe der Jahre entdeckte Lämmerhirt sein Talent, deutsche Liedtexte zu verfassen, und präsentierte auf seinen späteren Werken mehr und mehr eigene Songs. 1998 erhielt der Gitarrist und Liedermacher den Kleinkunstpreis Ravensburger Kupferle. 2011 erschien mit Sicht-Weisen sein letztes Album zu Lebzeiten. Im August 2016 gab der Gitarrist auf seiner Website bekannt, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Musikerleben zurückziehe, allerdings nicht ohne hinzuzufügen, dass die Aufnahmen für eine weitere CD mit dem Titel Halbe Ewigkeit so gut wie im Kasten seien. Dieses Album wird nun zu seinem musikalischen Vermächtnis.

Ulrich Joosten