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Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2020   Internetartikel
»Ich wusste, dass meine Musik lediglich für eine Nische geschaffen war.«
Allan Taylor * Foto: Wolfgang Behnke

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Aktuelles Album:

In The Groove 2
(LP; Stockfisch Records, 2019)



Allan Taylor

Mein Leben steckt in meinen Liedern

Allein sein Song „It’s Good To See You“ ist über hundertmal gecovert worden und das Eröffnungslied vieler Ostermärsche. Nach 54 Jahren on the road hat Allan Taylor beschlossen, die regelmäßigen, langen, aber lieb gewordenen Tourneen aufzugeben: Gedanken und Ansichten eines Fast-Rentners.

Text: Mike Kamp

„1966 fing alles an. Ich hatte gerade meine Lehre in Sachen Hochfrequenz-Telekommunikation beendet, wollte aber ein professioneller Singer/Songwriter werden. Im Rahmen dieser Lehre hatte ich auch mein erstes Konzert gegeben. Wir waren damals für einige Praxismonate in Bletchley, wo im Zweiten Weltkrieg die deutsche Enigma-Maschine dekodiert wurde. Als Ausgleich für all die Technik hatten wir auch Kunstunterricht, und weil der Professor wusste, dass ich Gitarre spielte und sang, bat er mich um ein Konzert. Ich hätte damals im Traum nicht daran gedacht, dass ich vierzig Jahre später mit dem großartigen Liedermacher Helmut Debus auftreten würde. Sein Vater war in der deutschen Marine, mein Vater in der britischen. Ist es nicht wunderbar, dass die Söhne dieser beiden Feinde die besten Freunde wurden?“

Deutschland hat für viele britische Künstler einen ganz besonderen Stellenwert. Ohne die regelmäßigen Touren hierzulande ist ein finanzielles Überleben schwierig. Allan Taylor ist diesbezüglich keine Ausnahme. Konzerte in Deutschland standen immer in seinem Kalender. „Das fing in den Siebzigern an. Es gab eine Reihe von Folkclubs der britischen Armee, die von der Mary John Agency betreut wurden, und Mary John lud mich ein. Diese Gigs waren schwierig. Das Publikum bestand aus Soldaten, und die wollten unterhalten werden, lustige Lieder und so. Die waren nicht wirklich an mir interessiert. Aber in Hannover durften auch Deutsche in den Folkclub im britischen Militärhospital, und die mochten schon eher, was ich machte. Das war sozusagen mein Zugangstor zu den deutschen Clubs, wo ich dann mehr und mehr gespielt habe.“

Und so begann eine über vierzigjährige Beziehung zwischen Taylor und seinem deutschen Publikum, an die er fast ausschließlich positive Erinnerungen hat. „Man ist mir immer mit großer Freundlichkeit und Respekt begegnet, und deshalb habe ich viele deutsche Freunde. Es ist ein faszinierendes Land. Viele britische Schriftsteller und Dichter fanden Deutschland attraktiv, und mir geht es nicht anders. Ich habe hier einige meiner besten Songs geschrieben und besten Konzerte gegeben. Deutschland hat mein Leben buchstäblich bereichert.“

Viele von diesen Liedern erzählen aus der Perspektive des Beobachters und dazu passt, dass Allan Taylor sich zwar auf einige Kollaborationen eingelassen hat, aber im Prinzip immer ein Solokünstler war. „Ja, mit dieser Situation war ich glücklich, weil ich die Einsamkeit genossen habe. Ich hatte viel Zeit zu denken, zu reflektieren, was ich sah und was mir passierte. Das hat mir bei vielen Songs geholfen. Dabei musst du zwar einerseits einen emotionalen Bezug zum Thema haben, andererseits aber auch eine gewisse Distanz bei der Bearbeitung. Ein Balanceakt. Der emotionale Bezug muss ebenso maßvoll sein wie die Distanz, denn sonst wird es wie gesungener Journalismus. Heutzutage jedoch freue ich mich, mit meiner Frau reisen zu können, denn die langen Touren gehören der Vergangenheit an.“

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