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Misia * Foto: CB Aragao

SHORTstory


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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Pura Vida (Banda Sonora)
(Galileo Music, 2019)


Cover Pura Vida


Mísia

Das nackte Leben

Mit ihrer Kunst, die einer ungebrochenen Neugier entspringt, rangiert die in Porto geborene Wahl-Lissabonnerin ganz vorn in der an charismatischen Sängerinnen reichen Fado-Szene. Dabei scheint es, Mísia wird trotz weltweiter Popularität weniger hofiert als einige ihrer jüngeren Kolleginnen, zum Beispiel Mariza oder Carminho. Ganz unverdientermaßen, wie ihr neues Album Pura Vida zeigt.

Text: Katrin Wilke

Zugegebenermaßen uncharmant, bei dieser so eleganten wie hippiesken Diva mit dem Alter einzusteigen. Mísias 64. Geburtstag im Juni verging nach eigener Aussage weniger mit Festa als mit Radiointerviews und Vorbereitung ihres großen Lissabonner Release-Konzerts wenige Tage später. Susana Maria Alfonso de Aguiar, die weltgewandte, polyglotte Tochter einer Spanierin, lernte unlängst – infolge einer zwei Jahre dauernden Krebserkrankung –, jeden neuen Tag ihres Lebens noch bewusster wahrzunehmen. Jenen Schicksalssschlag tat die genesene, wie das blühende Leben wirkende Charaktersängerin erst kurz vor dem Release offiziell kund. Sie hatte mit geradezu wundersamer Kraft während der gesamten Erkrankung durchgearbeitet und Konzerte gegeben. Das neue Album ist – wie schon im Titel vermerkt – der Soundtrack zu dieser herausfordernden Lebensetappe. Das musikalische Fazit der existenziellen Erfahrung ergibt ein emotionales wie musikalisches Wechselbad. Das namentlich „Schicksalhafte“ des Fado bekommt somit noch eine weitere, persönliche Dimension.
Fragilität und Beherztheit halten die vierzehn Tracks zusammen. Eine Ambivalenz, die sich schon auf dem Albumcover andeutet: die Fadista nahezu verschmitzt lachend, ihr wie oranges Feuer leuchtendes Haar ziert ein kunstvoller Schmuck in Form eines Dornenkranzes. „Ich wäre heute nicht die Person, hätte ich nicht diese zwei schweren Jahre durchgemacht“, resümiert Mísia geradezu gelassen. „Dieser Leidensweg beeinflusste sowohl die Liedtexte, die viele Leute zu diesem Album beisteuerten, als auch die Arrangements. Die E-Gitarre klingt nicht irgendwie poppig oder sonstwie modern, sondern einfach sehr rau und hart. Steht sie doch in starker Beziehung zu dieser Erfahrung. Ich sage immer: Die elektrische Gitarre evoziert die Hölle und die portugiesische Gitarre mit ihrer kristallinen, spirituellen Anmutung den Himmel.“

... mehr im Heft.