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Michael Kleff * Foto: Ingo Nordhofen

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit




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Zeichnung: Woody Guthrie
Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications


Michael Sez

In der Jungen Welt hat Folker-Mitarbeiter Harald Justin das neue Album von Rainald Grebe und seiner Kapelle der Versöhnung besprochen. Sein Fazit: „Grebe ist ein lieber Kerl. Er will spielen. Aber er beißt nicht“, weil, so Justin, der „Puppenspieler zieht nicht die Fäden der anarchischen Verstörung, er unterhält, wo es jener Fallhöhe des Witzes bedürfte, die das Publikum nicht freundlich lächelnd und mit sich und der Welt versöhnt aus dem Konzertsaal entlässt.“ Zum Beißen bedarf es jedoch Haltung. Ein Musiker, der diese Zeit seines Lebens unter Beweis gestellt hat, war Sigi Maron. Im vergangenen Mai wäre er 75 Jahre alt geworden. Kaum jemand hat Notiz davon genommen. Der vor drei Jahren verstorbene Musiker gehörte zu den wenigen seiner Art, die ihrer Kunst ungebeugt von den Zwängen der Konsumgesellschaft nachgingen. Es war daher ausgesprochen peinlich, wie 2016 Zeitungen und Rundfunk in teilweise verlogenen Nachrufen über Marons Arbeit berichteten. Dabei war es der ORF, der in seinen Programmen per Dienstanweisung die Lieder des österreichischen Woody Guthrie dreißig Jahre lang verboten hatte. Der österreichische Publizist und Politikwissenschaftler Erwin Riess, wie Maron auf einen Rollstuhl angewiesen, meinte dazu, dass „die Damen und Herren Redakteure und Sendungsverantwortlichen sich dabei vor Scham nicht ankotzen, kann nur mit dem Vorherrschen des österreichischen Nationalsports ‚Uneigennützige Gemeinheit‘ in Verbindung mit der Kulturtechnik ‚Historische Amnesie‘ erklärt werden.“ Ich kann nur empfehlen, sich Sigi Maron (noch) einmal anzuhören. Zum Beispiel das 2010 erschienene Doppelalbum Es gibt kan Gott. CD eins enthält zum damaligen Zeitpunkt neue Lieder, die nie „besser, bissiger, brisanter als heute“ waren – so Walter Gröbchen im Booklet. Auf CD zwei finden sich Marons größte „Hits“ einer langen Laufbahn. Der Titel des Werks ist im übertragenen Sinn ausgesprochen aktuell.

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