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Backkatalog   Ausgabe Nr. 4/2019   Internetartikel
»Arabisch galt lange als Sprache des Feindes. Dennoch schaffte es die erste Singleauskopplung auf die Playlists der wichtigsten Rundfunksender.«
Albin Brun am Schwyzerörgeli

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Albin Brun Trio & Isa Wiss, Lied.Schatten
(Narrenschiff, 2018)


Cover Lied.Schatten


Albin Brun

Zwischen Stuhl und Bank

Vielseitig und doch unverwechselbar sein – welcher Musiker möchte das nicht? Der Schweizer Albin Brun hat’s geschafft. Dass er zwischen den Stilen einen Platz gefunden hat, den ihm niemand streitig macht, hat neben Neugierde und einer grundsätzlichen Offenheit auch mit der Wahl seiner Hauptinstrumente zu tun, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Er spielt Saxofon und Schwyzerörgeli, die Schweizer Variante des diatonischen Knopfakkordeons. Wie viel man damit zwischen Volksmusik, Folk und Jazz anfangen kann, zeigt ein Blick auf seine Website. Selbst bei rund einem Dutzend aktueller Bands und Projekte, die dort verzeichnet sind, ist die Liste nicht vollständig. Und es kommen immer wieder neue hinzu.

Text: Guido Diesing

„Ja, es hat sich einiges angesammelt über die Jahre“, bestätigt der 59-Jährige lachend. „Es ist halt schwierig, etwas aufzuhören, was gut funktioniert und Spaß macht. Dann kommt wieder etwas Neues, und das Alte ist auch noch da. Aber es gibt eben so viel Interessantes zu machen, zu entdecken und zu spielen. Und es hält einen fit und jung, wenn man sich immer wieder auf etwas Neues einstellen muss.“ Die große Zahl seiner Projekte gibt ihm luxuriöse Möglichkeiten: Welche musikalische Idee er auch immer gerade verfolgt – die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die passende Besetzung schon bereitsteht. Sei es sein Alpin Ensemble mit Patricia Draeger (Akkordeon), Claudio Strebel (Kontrabass) und Marco Käppeli (Schlagzeug), das NAH Quartett mit Andreas Gabriel (Geige), Marc Unternährer (Tuba) und Andy Aegerter (Schlagzeug), seien es diverse Duos oder die Gruppe Frächdächs, mit der er spezielle Kinderkonzerte gibt. Dazu kommen Projekte mit Chören – aktuell gerade Konzerte mit einem Vokalensemble und gregorianischen Chorälen –, die Mitwirkung in den Bands anderer Musiker und die Zusammenarbeit mit Schauspielern und Schriftstellern. Die stilistische Vielfalt und Originalität in Albin Bruns Spiel hängt direkt mit seinem musikalischen Werdegang zusammen. Nachdem ihn als Kind der klassische Querflötenunterricht an der Musikschule nicht begeistern konnte, war es die Folkbewegung der Siebzigerjahre, die ihn packte. „Das war ein ganz anderer Zugang, wo man ohne Noten Musik von überallher gemacht hat: irische und skandinavische Sachen, auch schweizerische und italienische. Ich habe viele Saiteninstrumente gespielt – Mandoline, Bouzouki, Banjo. Das Akkordeon kam hinzu, weil zu Hause so ein Ding rumlag. Das war eine Zeit, wo man wirklich einfach autodidaktisch ausprobiert und etwas von Kassetten oder Schallplatten herausgehört und einander vorgespielt hat. Das Saxofon kam erst später dazu, da war ich schon neunzehn, zwanzig Jahre alt. Das hat mich wegen seiner enormen Power fasziniert. Generell gesehen, hab ich mit Folk angefangen, mich dann intensiv mit Jazz auseinandergesetzt und bin dann zum Folk zurückgekehrt, aber mit dem ganzen Rucksack vom Jazz. So hat sich meine eigene Mischung ergeben. Es ist nicht reine Volksmusik und es ist nicht reiner Jazz, es ist etwas zwischen Stuhl und Bank, aber das finde ich eigentlich eine sehr schöne Position.“

Volksmusikboom

Tatsächlich hat es etwas von einer Symbiose, wie in Bruns Musik die verschiedenen Stile ineinanderfließen und voneinander profitieren. Das Volksmusikalische bekommt durch das theoretische Hintergrundwissen aus der Jazzausbildung neue Impulse, und der Jazz bleibt andererseits durch die unverstellte Schlichtheit des Musikantischen geerdet und läuft nie Gefahr, verkopft zu klingen. Albin Brun sieht es als großes Glück, dass die Volksmusikszene in der Schweiz zurzeit boomt. „Da ist noch viel Entwicklungspotenzial, weil lange Jahre sehr wenig an Innovation passiert ist. Anders als im Jazz oder der Neuen Musik war in der Volksmusik noch Brachland vorhanden, wo man seinen eigenen Weg und Zugang finden konnte.“

... mehr im Heft.