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Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2019   Internetartikel




»Das Verschwinden der Sängerinnen aus der Öffentlichkeit führte dazu, dass die wesentlichen Protagonisten der Musik im Iran ausschließlich Männer waren.«
Mohammad Reza Mortazavi

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Biserta E Altre Storie
(mit Simone Sims Longo; Eigenverlag, 2019)


Cover Biserta E Altre Storie


Islamische Republik Iran:

Musik zwischen Kunst und Politik, Normalität und Zensur

2019 feiert die iranische Führung den vierzigsten Jahrestag der Islamischen Revolution, die gravierende Folgen für die Kulturschaffenden im Iran hatte. Seitdem bestimmen religiös begründete Regeln und Verbote deren Arbeit, auch und besonders im Bereich der Musik. Ein Blick auf die jüngere Geschichte des Irans und die dortige Musikszene.

Text: Bernd G. Schmitz

Die neue Zeitrechnung in der iranischen Musik begann mit der Islamischen Revolution im Jahr 1979. Anders als es der Name suggeriert, wurde diese von einem breiten Bündnis politisch unterschiedlicher Strömungen getragen. In einem Punkt waren sich alle Beteiligten einig: Schah Mohammad Reza Pahlavi musste weg. Er hatte sich als unfähig erwiesen, die Not der armen Bevölkerung zu bekämpfen und galt für viele Iraner als Marionette des Westens, weil er ausländischen Firmen den Zugriff auf die iranischen Ölvorkommen ermöglicht hatte.
Wäre nicht bald nach dem Sturz des Schahs der Angriff des Irak auf den Iran erfolgt, hätte die neuere iranische Geschichte möglicherweise eine andere Wendung genommen. Der mit Billigung und indirekter Beteiligung westlicher Staaten von Saddam Hussein geführte Krieg, in dem fast eine halbe Millionen Menschen starben, verhinderte nämlich, dass sich im Iran eine nachrevolutionäre Gesellschaft bilden konnte, an der das ganze politische Spektrum hätte partizipieren können: das religiöse und säkulare, Konservative, Sozialisten und Kommunisten. Lange bevor der Krieg nach acht Jahren endete, hatten sich die Strukturen des Systems bereits zugunsten der Fundamentalisten verfestigt. Sie hatten den Angriff auf die neue Republik geschickt genutzt, Patriotismus geweckt und große Teile der Bevölkerung hinter sich versammelt. Fortan bestimmten der religiöse Führer Ajatollah Chomeini und seine Gefolgsleute die Regeln der Politik und des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Das hatte auch Folgen für die Künstlerinnen und Künstler im Land. Während der Schah-Zeit waren die Künste frei, sofern nicht politisch agitiert wurde. Wer das tat, geriet in den Fokus des Geheimdienstes SAVAK – und häufig ins Gefängnis. Nach der Revolution wurden hingegen alle künstlerischen Darbietungen aus religiöser Perspektive beurteilt. Dabei galt es zu klären, was noch islamisch oder schon unislamisch war. Alle Theaterregisseure, Filmemacher und Musiker mussten nun ihre Projekte beim Ministerium für Kultur und islamische Führung, dem Erschad, genehmigen lassen. Viele Vorhaben fielen der Zensur zum Opfer.

... mehr im Heft.