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Backkatalog   Ausgabe Nr. 6/2018   Internetartikel
»Ich bin etwas besessen.«
Mohsen Amini

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Aktuelles Album:

Ímar, Avalanche
(Big Mann Records, 2018)

Talisk, Beyond
(Talisk Records, 2018)


Cover Imar Avalance

Cover Talisk Beyond


Verrückt nach Konzertina

Der Schotte Mohsen Amini setzt neue Maßstäbe

Mohsen Amini und seine Konzertina – das passt einfach zusammen. Meist kommen die beiden daher wie ein frisch verliebtes junges Paar: voller Energie, Einfallsreichtum, Spontaneität und Spielfreude. Sie sind so gut wie unzertrennlich, und diese Kombination zahlt sich unweigerlich aus. Aktuell ist Mohsen BBC Radio 2 Folk Musician of the Year – die bislang größte Auszeichnung von vielen für den 25-Jährigen. Mit seinen Bands Ímar und Talisk ist er fast pausenlos auf Tour und veröffentlichte mit ihnen jüngst zwei neue Alben.

Text: Jean-Oliver Groddeck

Tønder, Dänemark, August 2017. Gerade ist die 43. Auflage des berühmten Festivals zu Ende gegangen. Helfer beginnen mit dem Abbau der Bühnen. Auf dem großen Zeltplatz ist längst Ruhe eingekehrt. Doch plötzlich erklingt Musik. Klar, schnell und verspielt. Es ist der unverwechselbare Klang Mohsen Aminis und seiner Konzertina. Selbst nach vier Tagen Festival kann es der Schotte nicht lassen und spielt bis in den Morgen hinein eine Tune nach der anderen. „Ich bin etwas besessen“, schmunzelt er.
Dabei war es wie so häufig Zufall, dass der Sohn iranisch-britischer Eltern überhaupt zur Musik kam. Bei einem Besuch eines irischen Tanzwettbewerbs, an dem seine Schwester teilnahm, kam dem damals Zehnjährigen zu Ohren, dass im Glasgower Stadtteil Southbank Unterricht in traditioneller irischer Musik angeboten wurde. Seine Mutter hätte ihn lieber zum Karate angemeldet, aber Amini entschied sich für die Musik.
Bei der Glasgower Dependance der irischen Musikorganisation Comhaltas probierte er verschiedene traditionelle Instrumente aus und fing mit der Tin Whistle an, wie meist üblich. Irgendwann versuchte er sich dann auch an der Anglo Concertina, dem in Irland vorherrschenden diatonischen Modell. Und schnell war seine Begeisterung entfacht. „Ich konnte sofort Tunes auf ihr spielen und alle sagten mir, ich solle unbedingt weitermachen.“ Aus Mangel an Lehrkräften brachte sich Amini die Basics online bei. Das Spielen wurde zur Sucht. „Von da an lief es einfach. Ich konnte nicht anders und übte jeden Tag wie ein Verrückter.“ Oft lernte er komplette Alben auswendig.
Dennoch sollte der Junge etwas „Ordentliches“ lernen und Mohsen Amini begann ein Chemie-Studium. Nach fünf Semestern entschied er sich, die Uni zu schmeißen und Profimusiker zu werden. 2012 schaffte der Enthusiast den Sprung ins Musikgeschäft – anders als eine Vielzahl junger Musiker*innen im Trad-Bereich ganz ohne Spezialstudium.
Seine erste Band hieß Muran. Das Trio lernte sich an der Universität kennen und gewann beim HebCelt-Festival 2012 den Titel als beste Newcomer. Bereits hier zeichnete sich ab, dass Amini ein absoluter Könner auf der Anglo Concertina ist. Zwei Jahre später war er Mitgründer von Talisk, heute eine internationale Größe im Folkbereich. Der Sound, welcher im Zusammenspiel von Konzertina, Fiddle und Gitarre kreiert wird, ist fließend, energiereich und innovativ. Das Konzept der Band deckt sich dabei mit der musikalischen Lebensphilosophie des Musikers. „Ich versuche jede Tune zu meiner eigenen zu machen und ihr meinen eigenen Stempel aufzudrücken.“ Dabei faszinieren ihn besonders die Ausdrucksmöglichkeiten: „Auch wenn du im Alltag schüchtern bist, kannst du beim Spielen zeigen, wer du wirklich bist.“

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