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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2018   Internetartikel
Karl Marx 1875 * Foto: John Jabez Edwin Mayall, Wikipedia

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Albumtipp:
Die Grenzgänger, Die wilden Lieder des jungen Marx
(Müller-Lüdenscheidt-Verlag, 2018)


Buchtipps:
Karl Marx, Gesammelte Volkslieder
(Verlag J. H. W. Dietz, 2018)

Karl Marx, Weltgericht
(Verlag J. H. W. Dietz, 2018)


Buchcover Gesammelte Lieder


„Darum lasst uns alles wagen“

Marx Musik

Karl Marx der Philosoph und Kapitalismuskritiker ist als revolutionärer Visionär in aller Welt berühmt-berüchtigt, brisant und hochaktuell. Dass Marx seine Schriftstellerlaufbahn als junger Poet und Liedermacher begann, dürfte für die meisten eine Überraschung sein. Der Bonner Dietz-Verlag veröffentlichte jüngst eine von Karl Marx zusammengestellte Auswahl von Volksliedern und unter dem Titel Weltgericht die Gedichte, die er seinem Vater zum sechzigsten Geburtstag widmete.

Text: Cecilia Aguirre (mit Informationen von Michael Zachcial)

Können die frühen (Lied-)Texte von Karl Marx auch eine Anleitung für die heutige Liedermachergeneration sein – so wie Das Kapital die Globalisierungsdebatte dieser Tage noch anheizt? Als der Anwaltssohn aus einer bürgerlichen, gelehrten Rabbinerfamilie am 5. Mai vor zweihundert Jahren in Trier geboren wird, gehört seine Heimatstadt zu den ärmsten Regionen Preußens. 80 Prozent der Stadtbevölkerung sind mittellos, wie einer „Armenliste“ von 1832 zu entnehmen ist. Über dem restaurativen Deutschland und über halb Europa herrscht ein gnadenloses Überwachungssystem, das untrennbar mit dem Namen des Fürsten von Metternich verbunden ist.
Doch die Opposition formiert sich: 1832 demonstrieren beim Hambacher Fest bis zu 30.000 aufgewühlte Menschen für unbedingte Pressefreiheit und ein brüderliches, einheitliches Deutschland. Im Anschluss kommt es zu hohen Gefängnisstrafen und Todesurteilen für die „Teilnahme an hochverräterischen burschenschaftlichen Verbindungen“ und „Majestätsbeleidigung“. Auch Schüler und Lehrer des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Trier, der Schule von Karl Marx, sind unter den teils prominenten Teilnehmern. Als man Wochen später das Haus des Schuldirektors durchsucht, findet man Abschriften der Reden, die dort gehalten wurden, Ordnungsstrafen werden verhängt, Lehrer gemaßregelt und die Schule unter Aufsicht gestellt.
Als der siebzehnjährige Karl Marx im Oktober 1835 in Bonn mit dem Jurastudium beginnt, ist es Studenten verboten, sich politisch zu organisieren. Sie treffen sich stattdessen in Disputierzirkeln, erste Lieder und Gedichte entstehen aus seiner jugendlichen Feder. Mit den Kommilitonen wird geredet, gesoffen und gelärmt. Manchmal muss es dabei recht wüst zugegangen sein, denn im Abgangszeugnis des Studenten Marx der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zum Sommer 1836 steht: „Hinsichtlich seines Verhaltens ist zu bemerken, dass er wegen nächtlichen ruhestörenden Lärmens und Trunkenheit eine eintägige Karzerstrafe sich zugezogen hat.“

... mehr im Heft.