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Folker-Halbmast



Geoffrey Oryema

GEOFFREY ORYEMA


16.4.1953, Soroti, Uganda,
bis 22.6.2018, Lorient, Frankreich


Er galt als Leonard Cohen Afrikas und war die Stimme seiner Landsleute im Exil. Wieder ist ein Großer der Weltmusik viel zu früh verstorben. Geboren als Sohn des ehemaligen Ministers Erinayo Wilson Oryema, musste Geoffrey Oryema 1977 ins Exil nach Paris flüchten. Diktator Idi Amin hatte seinen Vater ermorden lassen. Frankreich und vor allem die Bretagne wurden von da an seine neue Heimat. „Ich konnte nirgendwo anders leben, da ich hier mit offenen Armen empfangen wurde“, sagte der Sänger, Komponist und Autor 2002 in einem Interview. Nachdem seine Eltern ihn in Musik und Tanz unterrichtet hatten, studierte Oryema noch in Uganda Schauspiel und schrieb erste Stücke. Seine Musikkarriere gewann an Fahrt, als WOMAD-Gründer Peter Gabriel ihn Ende der Achtziger entdeckte. Der ehemalige Genesis-Frontmann veröffentliche Oryemas gefeiertes Debütalbum Exile und zwei weitere Werke auf seinem Label Real World. Nicht nur in seiner Musik, die durch die Tradition Ugandas und moderne Einflüsse wie Rock geprägt war, macht sich Oryema sein Leben lang für soziale Gerechtigkeit und Frieden stark. Der Franco-Ugander kämpfte unter anderem im Rahmen der UNO für die Ächtung der Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten und sein Name ziert eine Asylunterkunft im französischen Bobigny, die er in den vergangenen zwei Jahren unterstützte. Im Juni verstarb Oryema an Krebs. Seine Asche wird in Anaka im Norden Ugandas verstreut. Dem Ort seiner Vorfahren widmete er sein wohl berühmtestes Lied „Land Of Anaka“.

Erik Prochnow



Dieter Wasilke * Foto: Ingo Nordhofen

DIETER WASILKE


30.8.1951, Brevörde
bis 29.7.2018, Venne


Die deutsche Folkgemeinschaft hat mit Dieter Wasilke aus Ostercappeln-Venne eine wichtige Integrationsfigur verloren. Der aus dem Weserbergland stammende Liedermacher hatte sich bereits Anfang der Siebziger in der regionalen Folkszene rund um Hannover einen Namen gemacht. In den Neunzigern führte ihn sein Weg ins Osnabrücker Land, wo er 1999 den Venner Folkfrühling initiierte. Anfangs als Musikfest für das Dorf gedacht, entwickelte sich das Festival sehr schnell zu einem bedeutenden überregionalen Treffen für Folkmusiker, Liedermacher, Singer/Songwriter und Gitarrenvirtuosen. Anfang 2000 gründete Dieter die Band Folk for Friends, deren Name gleichsam Programm war, so wie er auch den Venner Folkfrühling verstand. Sein Anliegen war es, Kindern Folk zu vermitteln. Mit Projekten wie Folk for Kids und in monatlichen Sessions fanden viele junge Menschen Zugang zu dieser Musik. Auch die Mundart lag ihm sehr am Herzen, plattdeutsche Liedermacher und Folkgruppen sind fester Programmbestandteil des Folkfrühlings. Dafür gebührt ihm besonderer Dank, denn das ist heute fast schon ein Alleinstellungsmerkmal des Venner Festivals. Von 2004 bis 2008 gab Dieter als Vorsitzender des Dachverbandes Profolk engagiert Anstöße für dessen Weiterentwicklung. Von Rückschlägen ließ er sich nicht entmutigen. Er ging voran, immer in der festen Überzeugung „Es wird schon klappen! Glaub an dich!“ Es verband ihn eine enge Freundschaft mit Kollegen wie Allan Taylor, Hannes Wader und anderen Kollegen. Dieter Wasilke ist es gelungen, einen Platz zu schaffen, „wo die Musik lebt“, wie es Peter Kerlin so wunderbar besingt. Venne ist ein Ort, wo Liebe, Musik, Menschen, Friedfertigkeit und Freundschaft zusammenkommen. Für dieses große Lebenswerk hat Dieter sich bis zum letzten Moment eingesetzt. Nun hat ihn der Krebs viel zu früh aus seinem Schaffen gerissen.

Gerd Brandt, Laway



Tommy Peoples

TOMMY PEOPLES


1948, St. Johnston, Co. Donegal, Irland,
bis 4.8.2018, Ennis, Co. Clare, Irland  


Ehe der später legendäre Geiger als Mitglied der Bothy Band zu internationalem Ruhm gelangte, war er aus dem abgelegenen Donegal nach Dublin gegangen und hatte eine Ausbildung bei der irischen Polizei absolviert. Den traditionellen Musikstil seiner Heimat hatte er mitgebracht. Später zog er nach Clare und gründete eine Familie mit Mary Linnane, die ihrerseits aus einer hochmusikalischen Familie stammte – ihre Mutter Kitty hatte die berühmte Kilfenora Céilí Band geleitet. Seine Tochter Siobhán führt das musikalische Erbe beider Eltern fort. Erinnerungen an Tommy Peoplesʼ Leben und Musik bringt das 2015 im Selbstverlag erschienene Buch Ó Am go hAm — From Time to Time.

Gabriele Haefs