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Backkatalog   Ausgabe Nr. 4/2018   Internetartikel
»Der Taarab gehört zu Sansibar wie der Fado zu Lissabon und der Flamenco zu Andalusien.«
Session auf dem Balkon der Schule * Foto: Cornelia Rost

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Ein Haus nicht nur für den Taarab

Die Dhow Countries Music Academy in Sansibar

Am Anfang war das weiße Segel der Dhau-Segelschiffe, die seit Jahrhunderten die arabische Halbinsel und Ostafrika verbinden. Und da waren die Farben des Indischen Ozeans – blau, grün, türkis, unter unverschämt blauem Himmel. 2003 hatte ein Mitglied der Dhow Countries Music Academy (DCMA) auf der WOMEX in Sevilla die eben gegründete Musikschule vorstellt. Und sowohl die Bilder als auch die Energie dieses Projekts haben mich damals tief beeindruckt. Um die Rettung des Taarab ging es, also die Musik der „Dhow Countries“, um den ureigenen Klang Sansibars. Denn am Anfang des Jahrtausends gab es nur noch wenige Musiker, die die Instrumente des Taarab spielten: die arabische Laute Oud, das Hackbrett Qanun, die Geige. Zu teuer das Engagement eines ganzen Ensembles für Hochzeits- und Familienfeiern; ein Duo aus Keyboard und Drumkit musste reichen.

Text: Cornelia Rost

So gründeten engagierte Musiker und Sponsoren 2002 die DCMA und gaben dem Taarab ein neues Zuhause. Rekrutierten die wenigen Musiker der Insel, die überhaupt noch Instrumente wie Oud oder Qanun spielten. Erste Schüler kamen, und wenig später, auf der WOMEX 2010, erhielt die DCMA mit ihrer damaligen Leiterin und Mitbegründerin Hildegard Kiel den Roskilde Festival World Music Award für ihr Engagement im Unterrichten traditioneller Musik.
Soweit also die Vorgeschichte – Bilder und Impulse, die mich über die Jahre begleiteten, bis ich im Oktober letzten Jahres für drei Monate als „volunteer“ an die DCMA nach Sansibar ging. Das Old Customs House, der Sitz der Schule, liegt direkt an der Flaniermeile von Stone Town, zwischen Sultanspalast und Fährhafen. Vom typischen geschnitzten grünen Balkon hat man einen fantastischen Blick auf den Indischen Ozean. Alle drei Stockwerke des Hauses sind – im arabischen Stil – durch einen Innenhof verbunden. Spatzen bevölkern die Galerien, und in der Regenzeit prasselt es gnadenlos durch alle Etagen.
Im Laufe des Tages füllt sich der Bau mit Musik – ein magischer Ort. Unterricht für alle Altersgruppen bietet die DCMA an: auf arabischen und europäischen Instrumenten und im Gesang sowie Diplom- und Zertifikats-Studiengänge, zu denen natürlich auch Theorieunterricht gehört, Notenlesen, Musiklehre, Instrumentenkunde.
Alles nicht zu vergleichen mit deutschen städtischen Institutionen, denn Musikerziehung existiert an Schulen in Tansania und Sansibar so gut wie nicht. 95 Prozent der Einheimischen sind Muslime. „Für viele besonders religiöse Menschen ist Musik so etwas wie harām, so etwas wie verboten, ein Tabu, etwas, das man nicht tun darf. Andererseits gibt es auch in weniger religiösen Kreisen Vorurteile gegen Musiker: nämlich, dass die auf der Straße leben, dass sie Drogen nehmen, dass sie Konyagi trinken und so weiter, dass sie ihr Leben zerstören“, sagt Adrian Podgórny, der Managing Director der Schule.

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