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Ulli Bögershausen * Foto: Manfred Pollert

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Ulli Bögershausen * Foto: Manfred Pollert



Autoreninfo:


Ulli Bögershausen, zählt zu den wichtigsten deutschen Fingerstylegitarristen. 22 Alben, ebenso viele Gitarrenbücher, haben ihn international bekannt gemacht. Seine Kompositionen und Arrangements werden in der ganzen Welt nachgespielt.


Die Sache mit dem Tropenholz

Ist es unethisch, eine Gitarre aus Palisander zu spielen?

Diese Frage behandelte auch ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 17. Juli 2017. Es geht um den Einsatz seltener Hölzer im Gitarrenbau, der eine lange Tradition hat. Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES hat viele davon unter besonderen Schutz gestellt, seit Anfang dieses Jahres auch alle Palisanderarten, von denen der Rio-Palisander bereits seit 25 Jahren der höchsten Schutzstufe unterliegt. Von diesem Holz dürfen seitdem nur noch Bestände verbaut werden, die nachweislich vor 1992 geschlagen wurden. Alle anderen Palisanderhölzer unterliegen nunmehr einem Monitoring, das die Entnahme aus der Natur sowie den Handel damit dokumentieren soll. Was bedeutet das für den Instrumentenbau? Beharren Instrumentenbauer und Musiker wirklich so sehr auf den traditionellen Tonhölzern, wie es die SZ vermutet? Gibt es Alternativen?

Text: Ulli Bögershausen

Die Hölzer im Gitarrenbau müssen vor allem zwei Merkmalen genügen: In Bezug auf die Decke müssen sie eine geringere Dichte, sprich gute Schwingungseigenschaften mitbringen, wie dies zum Beispiel bei der Fichte der Fall ist, während die von Boden und Zargen eine hohe Dichte besitzen sollten, damit der Klang im Korpus möglichst gut reflektiert werden kann. Palisanderhölzer weisen letztere Eigenschaft auf. Besonders gut geeignet ist in diesem Zusammenhang der brasilianische Rio-Palisander, der sich seit Aufnahme in die höchste CITES-Stufe nur noch in wenigen und exklusiven Gitarren findet. Glücklich, wer sich größere Bestände zertifizierten Holzes sichern konnte, um daraus noch über Jahre hinaus großartige Gitarren zu bauen. Bei den Herstellern hochwertiger Instrumente ist nach 1992 an die Stelle seines südamerikanischen Verwandten der ostindische Palisander getreten, dessen Verwendung zu Beginn des Jahres nicht untersagt, aber handelsrechtlich reglementiert wurde.
Dass das Bundesamt für Naturschutz die Beschlüsse der Artenschutzkommission durchsetzen will, steht spätestens außer Zweifel, seit der deutsche Zoll auf der letzten Frankfurter Musikmesse 127 Instrumente beschlagnahmte, deren Einfuhr in den EU-Raum nicht ordnungsgemäß angemeldet worden war. Allerdings werden nur 2 Prozent der Palisanderhölzer im Instrumentenbau verwendet. Die restlichen 98 Prozent verteilen sich auf die Herstellung hochwertiger Möbel und die Gewinnung von Holzkohle. Wird vor diesem Hintergrund der kulturell so wertvolle Instrumentenbau nicht ungerecht behandelt? Gibt es Alternativen zu den seit Jahrzehnten bewährten Materialien? Diese Fragen können nicht pauschal beantwortet werden, denn spätestens an diesem Punkt gilt es, zwischen den Anforderungen europäischer Hersteller und ihren vergleichsweise geringen Stückzahlen und den riesigen Mengen an in Asien gebauten Instrumenten zu unterscheiden.

... mehr im Heft.

Dies ist eine Kolumne. Für die Inhalte der hier veröffentlichten Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Diese Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.