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Backkatalog   Ausgabe Nr. 6/2017   Internetartikel
»In den Sechzigern war man nicht wegen des Geldes im Musikgeschäft, sondern wegen der Musik.«
Jim Kweskin

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Aktuelles Album

Unjugged
(Hornbeam Recordings, 2017)


Cover Unjugged 2017


Mit Kazoo und Waschbrett

Jim Kweskin

Ein Folkveteran meldet sich zurück

In den Sechzigerjahren war er einer der populärsten Musiker des amerikanischen Folkrevivals. Jim Kweskin machte mit seiner Jug Band, zu der Geoff und Maria Muldaur gehörten, die unbeschwerte Gute-Laune-Musik der Vorkriegszeit bei der Nachkriegsjugend populär und trat in Rockarenen unter anderem mit den Doors auf. In den Achtzigern wurde es ruhiger um den Folksänger, der damals seine musikalischen Ambitionen etwas zurückstellte. Seit zehn Jahren ist er wieder voll da. Gerade hat er ein neues Album vorgelegt, das ihn in exzellenter Form zeigt.

Text: Christoph Wagner

Trotz seiner 77 Jahre wirkt Jim Kweskin äußerst rüstig. Seine Stimme ist kräftig, sein Gitarrenspiel makellos. Mit flüssigem Fingerpicking begleitet er seine Lieder, die nicht einem einzigen Genre zuzuordnen sind – ob Blues, Folk, Jazz, Hillbilly oder Ragtime, alles kommt vor. Über die Jahre hat sich Kweskin ein Repertoire erarbeitet, das eine wahre Schatztruhe der verschiedenen Rootsmusikstile der USA ist. Auf seinem neuen Album mit dem Titel Unjugged finden sich Bluessongs von Mississippi John Hurt und Blind Blake neben populären Melodien aus den Dreißiger- und Fünfzigerjahren, Hillbillyklassiker neben einem Instrumental von Pete Seeger.
Als Haupteinfluss wirkt dabei bis heute der Blues, den er noch aus erster Hand von den alten Meistern gelernt hat. „Viele der frühen Bluessänger hatten in den Zwanzigern und Dreißigern Aufnahmen gemacht, die in den Sechzigern wiederentdeckt wurden“, bemerkt der Folkveteran. „Damals waren einige der alten Blueser noch am Leben. Man hat sie zurück auf die Szene gebracht, und da konnte man dann beim Newport Folk Festival Skip James oder Son House über den Weg laufen. Ich habe all diese Musiker noch persönlich kennengelernt. Die meisten waren noch in guter Verfassung und spielten toll, und wir haben genau hingehört und ihnen auf die Finger geschaut.“
Damals eignete sich Kweskin die Spieltechnik des Fingerpickings auf der akustischen Gitarre an, wobei er seinem großen Vorbild Mississippi John Hurt nacheiferte. Deshalb finden sich bis heute immer wieder Nummern des schwarzen Bluessängers auf seinen Alben. „In den Sechzigern war man nicht wegen des Geldes im Musikgeschäft, sondern wegen der Musik“, stellt er fest. „Anfangs haben in den Folkclubs und auf Folkfestivals alle die gleiche Gage bekommen, egal ob man ein Niemand war oder schon einen Namen hatte wie Bob Dylan, Joan Baez oder meine Band. Diese Orte wurden zu Begegnungsstätten junger Talente mit den Veteranen der Vorkriegszeit. Man konnte also nicht nur die authentischen Versionen bestimmter Lieder hören, sondern ebenso, was die jungen Folkgarde daraus machte.“ Kweskins Wirken blieb nicht ohne Einfluss. The Lovin’ Spoonful mit John Sebastian sowie Country Joe & The Fish waren nur die bekanntesten von vielen Gruppen, die sich damals im Jug-Band-Spiel versuchten.

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