Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 2/2017   Internetartikel
»Wir können überall an Sessions teilnehmen, egal ob in Schweden, England oder Spanien, die Musik dort fühlt sich für uns nie fremd an.«
Trio Dhoore

5 Minuten mit ...


Weitere Artikel aus der Rubrik 5 Minuten mit ... in dieser Ausgabe:

Federspiel

Amira Medunjanin

Wendrsonn

Großmütterchen Hatz & Klok

Ganes





[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.






Aktuelles Alben:

Momentum
(Appel Rekords, 2016)


Cover Trio Dhoore - Momentum


Trio Dhoore

Neue Rootsmusik aus Flandern

Als typische Besetzung für französische Bal-Folk-Musik nehme man ein diatonisches Akkordeon, eine Drehleier und … – nein, in diesem Fall keine Musette Béchonnet, sondern eine in DADGAD gestimmte Gitarre! Zugegeben, die Formel geht nicht auf, und die Rede ist hier auch nicht von einer französischen, sondern von einer belgischen Formation, die auch gar keine typische Bal-Folk-Musik, schon gar keine traditionelle spielt, sondern … Aber der Reihe nach. Die Band, von der hier die Rede ist, stammt aus Sint-Lievens-Houtem, einer kleinen Gemeinde in der Nähe der ostflandrischen Stadt Gent. Seit 2010 sind sie offiziell als Trio unterwegs, aber die Mitglieder kennen sich schon länger, handelt es sich doch um die drei Brüder Koen (28), Hartwin (26) und Ward (23) Dhoore, die mit Momentum soeben ihr drittes Album veröffentlicht haben.

Text: Ulrich Joosten

Die drei Dhoores werden bereits als Kinder mit Folkmusik sozialisiert. „Unsere Eltern haben uns zu Folklorefestivals in Flandern mitgenommen, wo wir mit traditioneller Musik und den entsprechenden Instrumenten in Berührung kamen“, berichtet Ward. Seit 2010 spielen sie als Band Trio Dhoore zusammen, sagt Hartwin, der Akkordeonist, „aber wir haben zu Hause schon als Vierzehn-, Fünfzehnjährige miteinander gejammt. Wir gingen alle zur Musikschule, doch in der Band spielen wir alle ein anderes Instrument als dort. Koen lernte ursprünglich Gitarre, Ward und ich beide chromatisches Akkordeon.“ Nach fünf Jahren wechselt Hartwin zum diatonischen Akkordeon, Ward findet Gefallen an der Gitarre und Koen greift zur Drehleier, weil die Brüder mehr Melodieinstrumente in der Band wollten. „Die Leier“, sagt Koen, „fasziniert mich, seit ich Bands wie Embrun und Blowzabella gesehen hatte.“
Nein, es ist tatsächlich keine typische Bal-Folk-Musik, die sie spielen. Dennoch sind ihre meist selbst komponierten Stücke höchst tanzbar und orientieren sich an traditionellen Tanzformen wie Walzer, Mazurka, Schottisch, Bourrée, Jig oder dergleichen, sie funktionieren aber auch als virtuos gespielte reine Zuhörmusik. Da mäandert das Akkordeon durch Melodiekaskaden, die man nicht so ohne Weiteres einem französischen, britischen oder skandinavischen Stil zuordnen kann. Irgendwann, man merkt es kaum, schleicht sich eine dezent, meist ohne oder mit sehr zurückhaltend eingesetzter Schnarre gespielte Drehleier ins Arrangement, während die lyrisch gepickte Gitarre das Rhythmusfundament bildet.
Auf die Musik der Dhoore-Brüder passt am ehesten das Etikett „Musique trad“, wie die Franzosen nach Art traditioneller Tanzmusik neu komponierte Melodien nennen. Die Frage nach ihrem Stil, sagt Koen, sei schwierig zu beantworten. „Die traditionelle flämische Musik, die man in alten Büchern und Handschriften finden kann, hat bereits Einflüsse aus anderen Traditionen aus ganz Europa. Flandern gehörte schon zu vielen verschiedenen Ländern und Nationen und stand ständig unter dem Einfluss anderer Stile, zudem liegen wir geografisch inmitten vieler Nachbarländer. Das hat die flämischen Musiker sehr aufgeschlossen und flexibel in ihrer Spielweise gemacht.“ Hartwin ergänzt: „Wir können heute überall an Sessions teilnehmen, egal ob in Schweden, England oder Spanien, die Musik dort fühlt sich für uns nie fremd an.“

... mehr im Heft.