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»Ich wollte mich zu einer panafrikanischen Identität hinbewegen.«
Leyla McCalla * Foto: Sarrah Danziger

5 Minuten mit ...


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Aktuelle Alben:

A Day For The Hunter, A Day For The Prey
(Jazz Village/Harmonia Mundi, 2016)


Cover A Day fot the Hunter, a Day for the Prey.jpg


Leyla McCalla

Cello trifft Karibik

An der Seite von Rhiannon Giddens (siehe Folker 4/2015) agierte sie in der Rootsband Carolina Chocolate Drops. Wie ihre einstige Kollegin ist die Amerikanerin mit haitianischen Eltern mittlerweile auf Solopfaden unterwegs und erkundet von der Wahlheimat New Orleans aus das kulturelle Geflecht zwischen den USA und der Karibik.

Text: Stefan Franzen

Leyla McCalla fällt auf. Das liegt nicht nur an ihrem markanten Aussehen, sondern vor allem auch an ihrem außergewöhnlichen Instrument, dem Cello. Zu ihm fand sie allerdings eher durch Zufall. In der Volksschule, so erinnert sie sich, sollten die Kinder ihre drei Lieblingsinstrumente wählen, und die junge Leyla entschied sich für Flöte, Geige und …? Richtig. „Dabei wusste ich gar nicht mal, was ein Cello genau ist – und als ich es dann bekam, empfand ich eine große Enttäuschung. Das war einfach eine riesige Geige!“, lacht sie. Der Weg lief zunächst ganz klassisch über das New Yorker Konservatorium Juilliard School, bis sie einen Kollegen namens Rufus Cappadocia kennenlernte, der für seine gewagten Experimente und stilistische Offenheit im Zusammenspiel mit Bethany Yarrow (Bethany & Rufus) bekannt ist. „Er ließ den Bogen auf die Saiten fallen, schlug sie, sein Cello hörte sich an wie eine Flamencogitarre oder eine Kora. Ich dachte mir: Moment mal, das ist auf diesem Instrument möglich? Vielleicht sollte ich das auch lernen. Und vielleicht sollte ich es zu meinem Lebensziel machen, so spielen zu lernen, anstatt in der Klassik zu bleiben. Als Schwarze hatte ich dort immer zu kämpfen, es gab eine große Trennlinie zwischen meinem Leben und meinem Studium. Ich spürte zudem, dass die Klassik mich in meiner Kreativität sehr einschränkte. Ich wollte Blues und Jazz erkunden. Und ich wollte mich zu einer panafrikanischen Identität hinbewegen.“
Die ist ihr ja gewissermaßen in die Wiege gelegt. Beide Eltern sind haitianische Emigranten, und McCalla erinnert sich, wie im Haus Compas, Voodoo-Drums und Bands wie Boukman Eksperyans oder die Tabou Combo liefen. Als Kind konnte sie noch fließend Kreol sprechen. Heute versucht sie wieder, an diese Zeit anzuknüpfen, lernt das Idiom ihrer Vorfahren aufs Neue. Dabei hilft ihr die Neuentdeckung des haitianischen Repertoires, das auf dem aktuellen, zweiten Album A Day For The Hunter, A Day For The Prey reichlich vertreten ist. Aufgenommen wurde die Scheibe in ihrer Wahlheimat New Orleans. „Ich bin 2010 hierhergekommen und kann mir nicht mehr vorstellen, in einer anderen amerikanischen Stadt zu leben“, bekräftigt sie. „Es fühlt sich an wie ein Zuhause, ich lerne hier eine Menge über Louisiana und Haiti gleichzeitig. Es gibt so viele Parallelen – die roten Bohnen mit Reis, die Second Line [paradierende Blaskapellen; Anm. d. Verf.], die Metaphorik. Und es ist ja auch klar, warum: Viele Haitianer kamen nach New Orleans, ihre Kultur hat Louisiana im frühen neunzehnten Jahrhundert nach der haitianischen Revolution 1791 stark beeinflusst.“

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