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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2016   Internetartikel
»Es gibt keine falschen Töne, was zählt, ist der richtige Ton im richtigen Moment.«
Richard Bona * Foto: Michael Weintrob

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:

Heritage
(mit Mandekan Cubano; Qwest Records, 2016)

The Ten Shades Of Blues
(Classics Jazz France, 2009)

Tiki
(Classics Jazz France, 2006)

Scenes From My Life
(Columbia, 1999)


Cover Heritage


Musik als Weltsprache

Richard Bona

Reisender im Kosmos musikalischer Vielfarbigkeit

Das Erbe Afrikas in der kubanischen Musik ist das afrikanischer Sklaven, die ihren Wurzeln entrissen neue schlagen mussten. Die indigene Urbevölkerung, die erobernden Spanier wie Sklaven auch aus Asien, sie alle haben Spuren hinterlassen, deren Geschichte Richard Bona auf seinem neuen Album Heritage erzählt. Wieder zeigt er, dass Menschen viel gemeinsam haben und miteinander verbunden sind. Nicht enden wollendes Ab- und Ausgrenzen bringt kein Weiterkommen. „Wenn du Differenzen willkommen heißt, wirst du sehr tolerant.“ In einer Zeit, wo nationale Strömungen das Trennende betonen, ist Bona ein willkommener Botschafter friedvollen Zusammenseins. Dabei sprüht er vor Leben, ist offen, neugierig und mitteilsam. Richard Bona ist einer der besten Bassisten auf diesem Planeten, doch bei aller Virtuosität – im Mittelpunkt steht immer die Musik.

Text: Stefan Sell

Geboren 1967 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Kamerun namens Minta, etwa zweihundertfünfzig Kilometer östlich der Hauptsadt Jaunde, begann er früh, Musik zu machen. Bei ihm zu Hause erzählt man sich die Geschichte von der Schildkröte. Bona hat sie für sein Debüt Scences From My Life zu einem Song gemacht hat („Eyando“). „Schildkröten bewegen sich langsam, sie sind bescheidene Tiere, aber sie sind klug. Und raffiniert. Sie überleben. Ich singe davon, dass Intelligenz nichts mit schnell laufen können oder starken Muskeln zu tun hat.“ Seiner kleinen Schwester gab er damit den Rat, den eigenen Weg zu gehen und weniger darauf zu achten, was gerade hip ist. „Schau, wie die Schildkröten es machen.“
Sein Vater starb früh, und sein Großvater war ein musizierender Geschichtenerzähler, Dichter und Sänger, gleich einem Griot, wie er in Westafrika eine lange Tradition hat. Bei ihm lernte er das Wesen der Musik als Sprache, die eine Geschichte erzählt, und die Tradition mündlicher Überlieferung, der er bis heute folgt. Immer wieder erzählt Richard Bona, wie er sich Töne, Klänge, Melodieläufe und Rhythmen durch reines Hören merken kann. Seine Mutter brachte ihm mit ihrem Gesang die Kirchenmusik nahe, er begann Orgel zu spielen.
Seiner Meinung nach gibt es keine falschen Töne. „Was zählt, ist der richtige Ton im richtigen Moment.“ Bereits mit vier spielte er Balafon. Es waren diese Klänge der Lamellen aus Hartholz, deren Töne durch ausgehöhlte Kürbisse verstärkt werden, die er auf die Gitarre übertragen wollte. Viele Instrumente baute er selbst. Es konnte zum Beispiel der Tank eines alten Motorrads sein, über dessen Öffnung er Saiten spannte.

... mehr im Heft.