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Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2016   Internetartikel
»Ich wollte mehr Improvisation statt feste, im Detail festgelegte Arrangements.«
Yannick Monot * Foto: Ingo Nordhofen

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:

Yannick Monot, Chansons De Voyages, Entre Amis
(mit Gastmusikern; Krokodil Records, VÖ: 1.7.2016)

Yannick Monot & Helt Oncale, Louisiana Band – Live
(Krokodil Records, 2015)

The International Cajun Trio, Cajun Rendez-vous
(Krodkodil Records, 2008)

Yannick Monot & Nouvelle France, Anywhere, Anytime
(Krokodil Records, 2003)


Cover Chansons de voyages entre amis


Vom Ende der Welt bis ins Mississippidelta

Yannick Monot

„Laissez les bons temps rouler!“

Quel malheur! Der junge Straßenmusiker steht am Fisherman’s Wharf in San Francisco und seine Stimme versagt. Von den letzten 20 Dollar kauft er einen Brotkasten aus Plastik, dazu Mehl, Zucker, Früchte und Butter und backt nach traditionellem heimischem Rezept französische Tartes. Die verkauft er stückweise an die Händler, die am berühmten Pier ihre Verkaufsstände betreiben. Nach einigen Tagen ist er als „French Pie Man“ bekannt, eine Woche später beliefert er umliegende Restaurants. „Hätte ich weitergemacht“, sagt Yannick Monot, „wäre ich heute vielleicht Inhaber einer Bäckereikette namens Yannick’s French Pie – was für eine Horrorvorstellung!“

Text: Ulrich Joosten

Das Schicksal hat anderes vor mit dem kleinen Gallier aus jenem französischen Department, das die Römer einst finis terrae, „Ende der Welt“ nannten. Yannick Monot stammt aus der Fischereihafenstadt Concarneau und wächst zwischen der Hauptstadt Paris und der Bretagne auf. Doch statt mit Chants de Marins und Fest-Noz-Musik musikalisch sozialisiert zu werden, spielt ihm seine Mutter „acht Stunden am Tag Schallplatten mit klassischer Musik vor. Und natürlich Piaf, Trenet, Bécaud, Salvador, Brassens und Aznavour.“
Mit elf Jahren bekommt er das erste Instrument, eine Mundharmonika. Schnell lernt er, darauf ein paar Lieder zu spielen, und erfährt erstmals, welch anziehende Wirkung Musik auf die Mitmenschen, „insbesondere auf die Mädchen“ haben kann. Mit vierzehn sieht er ein Akkordeon in einem Gebrauchtwarenladen. Als er seinen Vater endlich überredet hat, es zu kaufen, ist die Quetsche bereits weg. Zum Trost erhält er eine Gitarre. Bald darauf wird mit dem Rock ’n’ Roll die Gitarre das Modeinstrument. Akkordeon? Laissez tomber! Daran, dass dieses Instrument einmal sein Markenzeichen wird, ist in jenem Moment auch nicht entfernt zu denken.
Mit vierzehn gründet Yannick Monot in Paris eine Rockband. Für Gigs gibt es 50 Franc Gage. „Für die komplette Band, wohlgemerkt!“, sagt er grinsend. Ein, zwei Jahre später, als Folkmusik en vogue ist, musiziert er samstagsabends auf der Treppe des Montmartre und sammelt Geld für einen Besuch der Locomotive. In der angesagtesten Disco, die direkt neben dem Moulin Rouge liegt, hört er Gruppen wie The Pretty Things und andere englische Rockbands. Es sei denn, er wird vorher von Flics aufgegriffen und landet auf der Wache. Dann verbringt er die Nacht in Gesellschaft leicht bekleideter Damen, die, wie er sagt, meist nett zu ihm und frech zur Polizei sind. Dennoch schafft es Monot, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten und ein Diplom als Technischer Zeichner zu ergattern. Allerdings wird er danach wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit einem Lehrer gefeuert. Er verlegt sich immer mehr auf die Straßenmusik. „Irgendwann war ich professioneller Busker und bewegte mich zwischen England, Holland, Deutschland, Dänemark und Schweden.“
Im Sommer 1969 erspielt Monot das Geld für ein Flugticket in die USA. Er will in New York den Bluesmusikern auf der Straße zuhören und von ihnen lernen. Nach einem Vierteljahr in den Vereinigten Staaten (und dem Besuch des legendären Woodstock-Festivals) muss er in der Heimat seinen Militärdienst in einem Luftwaffenorchester abdienen. „Zwölf Monate Tanzmucken, zuerst als Bassist, dann als Gitarrist und Sänger. Ich lernte eine Menge, was Harmonien angeht.“ Im Februar 1971 geht Monot nach Stockholm und verdient seinen Unterhalt mit Kneipengigs. Er fasst Fuß in der schwedischen Popmusikszene, arbeitet mit Musikern wie Björn Skifs, Harpo oder Janne Schaffer, tourt in England mit der Vorgruppe von John Miles, in Schweden mit der von Demis Roussos.

... mehr im Heft.