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Backkatalog   Ausgabe Nr. 4/2015   Internetartikel
»Es geht auch um das Vertrauen zu den Leuten, mit denen man arbeitet.«
Gilles Fruchaux

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Auswahldiskografie:


17 Hippies, 17 Hippies Chantent En Français, 2013

Chouk Bwa Libète, Se Nou Ki La!, 2015

Diverse, Afrosoul – A Journey Through The Unique Sound Of Africa, 2013 (u. a. mit Amina Annabi, Kaddy Diara, Gnawa Diffusion, Peter Solo, The Souljazz Orchestra)

Diverse, Afrosoul 2, 2014 (u. a. mit Erik Aliana, Cape Town Effects, Mvula Mandondo, Midnight Ravers, Cheik Tidiane Seck, Rachid Taha, Tiwony, U-Cef)

Diverse, Angola 60s –1956-70, 2000

Diverse, Angola 90s – 1993-98, 1998

Diverse, Éthiopiques Volume 1 – L’Âge D’Or De La Musique Moderne Éthiopienne, 1997

Diverse, Éthiopiques 29 – Kassa Tessema, Mastawesha, 2014

Forabandit, Port, 2014

Rajab Suleiman & Kithara, Zanzibara 8, 2014

Yom, Le Silence De L’Exode, 2014

Logo Buda Records



Labelporträt (71)

Eklektizismus als Markenzeichen

Buda Musique

Traditionen anstoßen

Oft wird vergessen, dass der Erfolg von Weltmusik nicht nur auf dem Talent der Musiker basiert, sondern dass hinter ihnen Labels und Produzenten stehen, die daran einen oft nicht unerheblichen Anteil haben. Buda Musique ist eine der angesehensten unabhängigen Plattenfirmen der Pariser Szene. Das Label von Gilles Fruchaux feiert 2016 seinen dreißigsten Geburtstag, es verlegt rund zwanzig Alben im Jahr. Von seinen insgesamt sechshundert Produktionen sind noch vierhundert im Katalog und als Download verfügbar.

Text: Martina Zimmermann

Der Labelchef erinnert sich noch gut an das Halbfinale Kamerun gegen England bei der Fußballweltmeisterschaft 1990. Damals lud der populärste französische Fernsehsender Fruchauxs Gruppe Les Têtes Brûlées ein, eine Kameruner Folkpunkband, die mit ihren modernisierten Bikutsirhythmen in ihrer Heimat, aber auch in Paris viel Erfolg hatte. „Es gab zwei Bedingungen“, erinnert sich der Fünfundsechzigjährige. „Sie mussten ihr wildes Make-up tragen wie auf der Bühne – es bestand aus afrikanischen Malereien auf Gesichtern und Körpern –, und sie mussten bis zum Schluss des zweiten Spiels dableiben, um danach an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen.“ Beim dazugehörenden Buffet gab es allerdings kein Bier, nur Champagner und Kaviar. „Die Musiker wollten aber Bier“, lächelt Fruchaux. Mit seinem uralten Ford fuhr er die Band zu einem Laden auf die Pariser Champs-Elysées, um das ersehnte Gebräu zu kaufen. „Die Leute dort erkannten die Musiker, die sie soeben im Fernsehen gesehen hatten, und der Chef schenkte uns eine Kiste Bier. Ich kaufte sicherheitshalber noch eine zweite und wir fuhren zur Fernsehdiskussion zurück.“ Anekdoten wie diese kann Gilles Fruchaux zu Dutzenden erzählen, in fast dreißig Jahren hat er einiges erlebt mit seinen Künstlern, die aus Kamerun, Brasilien, Sibirien, Äthiopien, Osteuropa oder Regionen Frankreichs kommen.
Er gründete Buda Musique 1986 gemeinsam mit Dominique Buscail. Kennengelernt hatten sich die beiden Männer bei einem anderen legendären Label, Mélodie, das unter dem Zepter Gilbert Castros auf afrikanische Musik spezialisiert war und Künstler wie Touré Kunda oder Ray Lema unter Vertrag hatte. Als Buscail starb, übernahm Fruchaux, der sich bisher eher um Technik und Logistik gekümmert hatte, auch die künstlerische Leitung Budas. „Ich richtete das Label definitiv auf Weltmusik aus, zunächst aber eher auf traditionelle Musik.“
Fruchaux, der 1963 als Dreizehnjähriger bei einem Schulaustausch die Hard-Days-Night-Premiere der Beatles in Southampton miterlebte, war von klein auf Musikliebhaber. Das Handwerk im Plattenwesen lernte er von der Pike auf: Nach einem abgebrochenen Studium, jahrelangen Gelegenheitsjobs und Reisen fing er 1980 als Plattenverpacker bei der Firma Disc AZ an, wo er sich hocharbeitete, bis er von Mélodie abgeworben wurde. Seine spätere Tätigkeit als Verleger war immer von persönlichen Begegnungen bestimmt. „Es geht auch um das Vertrauen zu den Leuten, mit denen man arbeitet.“ Eine wichtige Bekanntschaft war die mit François Kokelaere, der die Tanzgruppe Les Percussions de Guinée initiiert hatte, die Fruchaux mit großem Erfolg unter Vertrag nahm. Der Zeitpunkt war gut gewählt, Anfang der Neunzigerjahre war die Djembe ein sehr beliebtes Instrument, das viele junge Leute in Frankreich lernten, und Buda Musique veröffentlichte die dazu passende traditionelle Musik.
„Ich interessiere mich auch sehr für originale Vor-Ort-Mitschnitte“, erklärt Fruchaux. „Die haben eine Authentizität, die man im Studio nicht findet.“ Für eine schöne Aufnahme brauche es aber eine gute Spürnase. „Das bedeutet, dass man sowohl die Musiker gut auswählen muss als auch den Aufnahmetechniker.“

... mehr im Heft.