Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Aktuelle   Ältere   Gesamtverzeichnis   Bemusterung
 
Rezensionen der
Ausgabe 2/2016


Auswahl nach Heft-Nr:  
 


Tonträger


Besondere

Deutschland

Europa

Welt

Kurzrezensionen

Weitere Rezensionen

Online-Rezensionen

Gelistet


Plattenprojekt


Plattenprojekt


Bücher / DVDs / Filme


Bücher

DVDs

Cinesounds

Deutschland
 ÄL JAWALA: Hypnophonic
ÄL JAWALA
Hypnophonic
jawala.de
(Jawa Records, JAWA111/Soulfire/Groove Attac/Kontor New Media)
12 Tracks, 49:01


Mit dem „Geheimnis der bulgarischen Stimmen“ über „Sign-O’-The-Times“- Beats („Wake Up“) eröffnen die Weltmusiknomaden aus dem Breisgau ihr grandioses neues Album. Urbane Balkan Beats und Melodiebögen swingen im Electrosound („Voodoo Rag“). Das harmoniert wunderbar mit der betörenden Stimme von Mamoudou Doumbouya aus Guinea („Djanto“). Und wenn ein australisches Didgeridoo zur Melodie des griechischen Liedes „Ti Se Méllei Esénane“ („What Do You Care?“) tanzt, weiß man, hier ist in allen Facetten eine wunderbare Mixtur geglückt. Im letzten Jahr kamen eine Studentin aus Israel und eine aus Palästina zum Sommersprachkurs in die Partnerstadt Emmendingen. Kurze Zeit später standen beide, Shira Shtumran und Bayan Faroun, mit Äl Jawala im Studio und sangen gemeinsam „Be Anybody“, den alles krönenden Song dieses Albums, bei dem gleich zwölf Vokalisten der Musik ihre Stimme schenken. Äl Jawala betreiben diese musikalischen Begegnungen schon seit sechzehn Jahren mit großem Erfolg. Ihre einst von dort inspirierten Balkan Big Beats sind längst in Rumänien wieder heimisch. Mit den Vibes der beiden Saxofone, die wie ein ganzes Orchester klingen, den ausgefeilten Beats, Percussion und Basslinien gelingt es ihnen, ihre Livepräsenz auf Tonträger zu bannen.
Stefan Sell
 RICHIE ARNDT: Mississippi Songs Along The Road
RICHIE ARNDT
Mississippi Songs Along The Road
riechiearndt.de
(Fuego 2606-2)
3-CD-Hörbuch: 49:11, 58:44, davon 1 Musik-CD, 11 Tracks, 46:41 , mit dt. Infos


Eine Reisedokumentation der besonderen Art hat der Gitarrist, Sänger und Produzent Richie Arndt vorgelegt. Sage und schreibe zwölf Gastmusiker sind auf der Musik-CD dabei, außerdem gibt es zwei Hörbücher mit Interviews unter anderem mit dem legendären B. B. King. Also ein Mammutprojekt, das für den 57-jährigen Arndt eine wirkliche Herzensangelegenheit darstellt. Mitarbeiter bei den Hörbüchern sind die Sprecher Knut Benzner und Ulrike Ferdinand. Die Musiker bei den verschiedenen Stücken sind: Wolfgang Brammertz (org), Björn Diewald (g, keyb), Karl Godejohann und Peter Weissbarth (dr), Stephan Schulze (trb, tba), Dieter Kropp (harm), Matthias Klause-Gauster (p), Kevin Hemkemeier (b) und Jens-Ullrich Handreka (eb). Im Chor singen Tine Vonhoegen, Christiane Eiben und Bianca Diewald-Shomburg. Das schön gestaltete Digipak mit umfangreichen Informationen stammt von Manfred Pollert. Arndt selbst komponierte den Titel „Mississippi Flowride“ und kann damit neben zehn Welthits, darunter Robert Johnsons „Crossroads“ und Marc Cohens „Walking In Memphis“, durchaus bestehen. Zum Schluss ist noch Arndts eigene Version des Elvis-Presley-Hits „Love Me Tender“ zu hören. Insgesamt eine Reise über den Highway 61 bis in das tiefe Mississippidelta der USA. Stimmungsvoll sind Arndts „Field Recordings“, und virtuos arrangiert ist der akustische und elektrische Blues des studierten Musikpädagogen. So schön kann Musikgenuss heute sein.
Annie Sziegoleit

 HELMUT DEBUS: Liekut un anners rum
HELMUT DEBUS
Liekut un anners rum
helmutdebus.de
(Thein, De 9-2015)
10 Tracks, 46:09


Debus rockt! Der „Leederkerel“ aus Brake am Weserstrand schafft es doch immer wieder zu überraschen. Obwohl, nicht wirklich, denn für seine neunzehnte Platte holte er sich, wie schon für sein voriges Album, erneut eine kleine Rockbesetzung ins Friedrich-Theins-Tonstudio. Doch dieses Mal hatten die Mitmusiker noch mehr Einfluss auf die Arrangements und agierten mehr noch als Einheit, als Band, denn als Gastmusiker. Neben Debus mit Gesang und Akustikgitarre hören wir Michael Jungbluth an der E-Gitarre, Iko Andrae am Kontrabass und Andreas Bahlmann an den Drums. Und diese Besetzung ist wirklich eine Wucht. Sie tut den Liedern des plattdeutschen Songpoeten wahrlich gut. Sie verleiht gleich dem Opener („In Amerika“) einen gepflegten Hauch von Americana, textdienlich, aber dennoch emotional unter die Haut gehend. Abgesehen davon, dass Debus für sein neues Album sehr eingängige und abwechslungsreiche Melodien gelungen sind, vermögen seine Mitmusiker die in plattdeutscher Mundart gesungenen Lieder in geschmackvolle Arrangements zu kleiden. Lieder von Fernweh, Leidenschaft und Melancholie („De Nacht is so still“), aber auch kraftvoll-ruppige Songs („Waak up un drööm“, „Blaue Wildledderschoh“) – Debus singt sich die Seele aus dem Leib und ist dabei unglaublich gut bei Stimme. Hier singt einer, der mit sich, seiner Musik und seinen Songs im Reinen ist. In der Tat, Debus rockt – auf einem großartigen Album.
Ulrich Joosten
 DIVERSE: La Fleur Orientale – Compiled By Gülbahar Kültür
DIVERSE
La Fleur Orientale – Compiled By Gülbahar Kültür
gkultur.de
(Lola’s World Records 2015)
16 Tracks, 66:17


Von Montag bis Freitag macht Gülbahar Kültür bei Funkhaus Europa die Sendung Café Mondial – Musik aus aller Welt. Sie schreibt, dichtet und baut Brücken zwischen den Kulturen. Die gelernte Journalistin, Juristin, Übersetzerin und preisgekrönte türkische Künstlerin ist eine der bekanntesten DJanes orientalischer Popmusik. Gülbahar Kültür lebt seit mehr als dreißig Jahren in Deutschland und bringt nun auf ihrem eigenen Label eine weitere wundersam verzaubernde Kompilation auf den Markt. Diese Biografie spiegelt ihr außergewöhnliches Gespür dafür, zusammenzubringen, was zusammengehört. Sie weiß, was multikulturell ist, ist Expertin im Vermitteln. Sie lässt die iranische Trickfilmerin, Illustratorin und Musikerin Marjan Farsad mit ihrem „Morgenstern“ („Setareye Soheil“) aus dem Album Blue Flowers die Blüte der morgenfrischen Fleur Orientale berührend behutsam öffnen. Es folgt eine geniale orientalische Variante des westlichen Evergreens „My Baby Just Cares For Me“ im Gewand des libanesischen Arrangeurs Jean Marie Riachi. Goethe wäre von dieser verzückenden Zusammenstellung begeistert gewesen, wusste er doch: „Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“ Gülbahar Kültür spricht in ihren Gedichten von „herzgesteuert“, und das trifft den Kern ihrer eigenen Arbeit. Absolut hörenswert!
Stefan Sell

 DIVERSE: Stimmen Bayerns – Der Irrsinn
DIVERSE
Stimmen Bayerns – Der Irrsinn
trikont.de
(Trikont US-0465/Indigo)
28 Tracks, 72:06 , mit ausführlichen dt. Infos


Achtung! Der Irrsinnsbegriff dieser Kopplung ist wohl etwas sehr weit gefasst und leichtgewichtig. Man nehme Konstantin Weckers „Absurdistan“: Geld verdienen, die Bild-Zeitung, Hartz IV, DSDS – alles Irrsinn? Oder Blutsauger: Bei zu hohem Stress so daherreden, dass man seine Kinder am liebsten „derklatschen“ würde – Irrsinn? Hans Söllner: Zu Ehren des Gerichts aufstehen sollen. Matthias Kellner: In den Tag leben und die Welt an sich abtropfen lassen. Selbst Karl Valentins und Liesl Karlstadts „Vogelhändler“, der partout einen Vogel bezahlt haben will, der nicht ist – Irrsinn? Irrsinn? Irrsinn? Skurril, vielleicht absurd – aber Irrsinn? Zumal einer, der dem harschen Wort gerecht würde? Wirklicher Irrsinn scheint doch noch etwas anderes zu sein – zerstörerischer, viel weniger begreifbar, tragischer. Gemessen daran sind diese Stimmen überwiegend fidele Unterhaltung und verfehlen das Thema so nahezu komplett. Davon abgesehen vergnüglich, oft angenehm knülle und neben viel Wort teils ausgesprochen mitreißende Musik, alt wie neu – also auch diesmal wieder eine enorme Fundgrube in Sachen Exzentrik! Mit eingebauter Anregung zum weiterbuddeln – wie man das bei Trikont von jeher gewohnt ist.
Christian Beck
 DOTA: Keine Gefahr
DOTA
Keine Gefahr
kleingeldprinzessin.de
(Kleingeldprinzessin Records/Broken Silence 12719)
Promo-CD, 12 Tracks, 49:51


Es ist sicher nur ein kleiner Schritt für die Menschheit – scheint aber ein ziemlich großer für Dota Kehr und ihre Band zu sein! Auch mitten im zweiten Karrierejahrzehnt ist die ehemalige Kleingeldprinzessin noch immer heftig am wachsen – vom „Stillen Wasser“ der frühen Tage zum „Spiegel der Zeit“ quasi, so zwei Titel des Albums. Schon vom Jungmädchen-Kassettenrekordercharme ihrer ersten Veröffentlichungen ging es zunehmend rasanter aufwärts zu geschmeidiger konstruierten Songs und komplexeren, opulenteren Instrumentierungen. Keine Gefahr geht nun noch einen deutlichen Schritt darüber hinaus – zu noch runderen Kompositionen in erheblich modernerer Produktion als bisher jemals der Fall! Das Akustikformat ist sowieso nicht mehr gesetzt. Ab nun jedoch wird sogar deutlich synthetisch instrumentiert, und zwar geschmackvoll, stimmig und ohne dass auch nur irgendetwas nicht passen würde. Nur der Worte scheinen es in Dotas freundlich-charmanten Erzählungen und Betrachtungen mitunter auch heute noch das eine oder andere zu viel für den eigentlichen Melodiefluss zu sein. Aber das ist wohl eines von Dotas zentralen Alleinstellungsmerkmalen – es muss am Ende ja nicht alles geändert werden.
Christian Beck

 GERMAN GEORDIES: Blackhill Stories
GERMAN GEORDIES
Blackhill Stories
wernerschuessler.de
klausbrantzen.de
(Eigenverlag, )
13 Tracks, 48:48


„Geordies“ nennen sich die Einwohner von Northumberland in England, die German Geordies aber stammen aus Rheinhessen. Blackhill ist ein Stadtteil von Consett nahe Newcastle. Der Schauspieler Klaus Brantzen (Gesang, Mandoline, Harfe, Blockflöte, Mandola, Gitarre, Löffel) und der Musiklehrer Werner Schüßler (Gesang, Gitarre, Mandola, Bouzouki, Bass) haben sich indes nicht nur der nordenglischen, sondern auch der irischen, schottischen, bretonischen, sizilianischen und deutschen Volksmusik in Form von sieben Liedern und sechs Instrumentals für ihre Blackhill Stories angenommen. Das Duo hat zudem als Sahnehäubchen Andrew Cadie (Gesang, Northumbrian Pipes, Fiddle, Bass) von den Broom Bezzums mit dabei, der die Scheibe auch produzierte. Dieser Engländer hat sich schon in Geisterbahn deutscher Volkslieder angenommen und stand vielleicht auch Pate für das Doppellied „Cockels and Mussels/Das Ringlein“ („In einem kühlen Grunde“) und für „Barbara Allen“ aus der Feder Theodor Fontanes, drei Balladen voller Tod und Todessehnsucht. Rheinhessener gelten eigentlich als weinselig-fröhliche Leute, doch dieses Album schwimmt in einer nahezu gothic-haften Melancholie, die eine tiefe, sehnsuchtsvolle Liebe zum Leben ausstrahlt.
Michael A. Schmiedel
 HORCH: Die Hallesche Störung
HORCH
Die Hallesche Störung
gruppe-horch.de
(Eigenverlag)
12 Tracks, 41:49 , mit Texten u. Infos


Seit über fünfunddreißig Jahren gibt es die Folkrocker aus Halle (Saale), und damit gehören sie zu den dienstältesten Bands ihres Genres in Deutschland. Das neue Album könnte man als Lobpreisung auf ihre Heimatstadt verstehen, gäbe es da nicht auch zweifelhafte Zeilen wie „doch Halle ist ne arme Stadt, die viel zu wenig Reiche hat“. Obwohl die Lieder wie gewohnt nach Renaissance und Barock klingen, sind es fast ausnahmslos keine Traditionals, sondern eigene Stücke, zumeist des Sängers und Gitarristen Klaus Adolphi oder von Andreas Fabian, der an Querflöte und diversen Krummhörnern zu hören ist. Mitunter erinnert das an Jethro Tull, was nicht verwundert. Horch tourte mehrfach als Vorband von Ian Anderson & Co. durch die Lande. Ein Markenzeichen der Band sind derb-erotische Songs wie „Tittenklapp“ mit historischem Hintergrund: „Vom Roten Turm ums Eck, da ist das Lustversteck.“ Des Weiteren wird vom Kardinal nebst Mätresse berichtet, vom Meisterdieb und Edelräuber Käsebier oder in einem Gassenhauer von der Volkskaffeehalle. Passend dazu sind die Herren Volksmusikanten auf Cover und Booklet in historischen Kostümen im Stile der Zeit zu bewundern.
Reinhard „Pfeffi“ Ständer

 NOBODY KNOWS: Drei Minuten Gehör
NOBODY KNOWS
Drei Minuten Gehör
prosodia.de
nobodyknows.de
(Prosodia)
22 Tracks, 69:48 , mit Infos


Das Album Drei Minuten Gehör besteht eigentlich aus zwei Produktionen. Im ersten Teil werden Texte von Tucholsky musikalisch umgesetzt. Im zweiten Teil gibt es Tucholsky als Rezitation ohne Musik. Die CD schließt mit zwei alternativen Versionen, die man gut und gern als Bonustracks bezeichnen kann. Das Werk kommt dadurch auf eine stolze Gesamtspielzeit von fast siebzig Minuten. Die Liedermacher aus Stendal beginnen furios. Die Texte Tucholskys klingen heute eher topaktuell als zeitlos und werden rotzfrech und voller Liebe interpretiert. Das klingt mal ein wenig nach Degenhardt, mal nach Folkrockbands wie Mutabor. Charmante Einfälle wie die passend unpassend beschwingte Militärmusik in „Der Graben“, mit Kanonenfeuer unterlegt, oder das punkig gehaltenen Igel-Lied „Anna-Luise“ sorgen beim Zuhörer für Vergnügen und Neugier. Der zweite Teil wäre in einem Hörbuchmagazin vermutlich sinnvoller rezensiert als im Folker. Natürlich ist Tucholsky gerade mit launigem Dialekt ein Hörerlebnis. Die Aufteilung auf zwei CDs, wenn auch Rohstoffverschwendung, wäre hier aber naheliegend gewesen. So bleibt als Ergebnis ein ungewöhnliches, aufwendiges und kostbares Album, das man in der Regel nur bis zur Mitte hört.
Christian Elstrodt
 PAULSON: Between Worlds
PAULSON
Between Worlds
paulson-songwriter.de
(Eigenverlag)
11 Tracks, 58:45 , mit Texten


Paulsons Presseinfo erschöpft sich in einem „Ich bin eher ein stiller Songwriter, und das ist mein achtes Album“. Bei solcher Bescheidenheit ist es gut, dass es den Folker gibt. Denn für Scheiben wie Between Worlds wird die Zeitschrift gemacht, um großartige Musik aus dem Weltmusik- und Liedsektor jenseits von Hitformatmarketing ein Forum zu geben. Und großartig ist durchaus eine angemessene Beschreibung für die Songs von Paulson. Mit einer Stimme, die an John Watts in seinen ruhigeren Tagen erinnert, haut der Künstler eine Songperle nach der anderen auf das Album. Bereits der Opener „Dreamwalking“ berührt den Hörer, man möchte den Text verstehen, oder besser gleich mitsingen und nachspielen. „Heart Of Stone“ hat das Zeug zum Klassiker und würde auch Christy Moore gut zu Gesicht stehen, und beim Abschluss „Yeah, Yeah“ ist sogar Lou Reed durchzuhören. Das Gitarrenspiel ist filigran, die Produktion sauber, der englische Gesang für einen deutschen Musiker überragend. Das große Geheimnis von Paulson liegt aber im gelungenen Spannungsaufbau der Kompositionen. Das lang vermisste Ziehen im Magen, das sich nur langsam auflösen möchte, wenn die Harmonien perfekt aufeinandertreffen. Paulson. Kaufen.
Christian Elstrodt

 MARKUS ROHMANN: Himmel auf Erden
MARKUS ROHMANN
Himmel auf Erden
rohmannsongs.de
(Acoustic Music Records 319.1552.2/Rough Trade)
12 Tracks, 53:02 , mit dt. Texten u. Infos


Es gibt zwei Dinge, vor denen sich Bühnenmenschen fürchten: die Pause und langsames Tempo. Es könnte ja sein, dass Zuschauer in einen Spontanschlaf fallen oder sich sonstwie unterfordert fühlen. Diese Sorge hat Markus Rohmann offensichtlich nicht. Auf seinem Album Himmel auf Erden zeigt er sich als Meister des Timings. Der Mann hat die Ruhe weg. Warum auch nicht, Gitarre spielen kann er, das merkt man schnell. Sonst hätte Peter Finger ihn auch nicht auf sein Label geholt. Logisch. Singen kann Rohmanm auch, und wenn Kollege Stoppok gelegentlich durchzuhören ist – da gibt es Schlimmeres. Stefan ist schließlich einer von den Guten. Rohmanns Texte sind stimmig. Da gefällt sich kein Achtzehnjähriger in cowboymäßiger Weltschmerzattitüde, da weiß einer, wovon er singt, mit trockenem Witz und nachvollziehbaren Emotionen. Bei einem Großteil der Stücke hat sich Markus Rohmann Samirah Tariq ins Boot bzw. aufs Pferd geholt. Auch wenn Samirah sehr schön singen kann – eine tiefe Männer- und eine helle Frauenstimme zusammenzubringen ist nicht ganz einfach, und es klappt auch hier nicht immer. Außerdem stimmt das textliche Timing (da isses wieder) nicht immer. Aber das buchen wir mal unter Geschmackssache. Alles in allem ist dies eine sehr gelungenes Werk. Chapeau!
Jörg Ermisch
 KAI STRAUSS: I Go By Feel
KAI STRAUSS
I Go By Feel
electricbluesallstars.com
(Continental Blue Heaven CBHCD 2027/In-akustik)
13 Tracks, 64:41


Was für ein Bluesalbum! Frisch und modern, gleichzeitig erdig und den Traditionen des elektrischen Blues zwischen Chicago und Texas folgend. Schon in der Stammbesetzung sind die Electric Blues Allstars eine Klasse für sich, doch hier erfährt die Band um Kai Strauss durch diverse, „handverlesene“ Gäste noch einmal einen Push nach vorne. Diese fügen sich aufs Stimmigste ins Gefüge ein, und so entstehen spannend sich abwechselnde Gitarrensoli zwischen Mike Wheeler und Kai Strauss („Gotta Wake Up“, „Back And Forth“ sowie der Slowblues „Money Is The Name Of The Game“) oder der mehr Slide- und Twang-orientierten Spielweise von Tony Vega. Lässig und elegant grooven „Ain’t Gonna Ramble No More“ oder „I Take My Time“ mit dem fantastischen Thomas Feldmann an der Harmonika. Zwei Stücke des Albums sind eine Referenz an den unvergessenen Luther Allison, und so übernimmt auf „Luther’s Blues“ und „Soul Fixin’ Man“ der Schlagzeuger der ehemaligen Luther Allison Band hier den Part als Sänger. Was Tommie Harris und Kai Strauss dort abliefern, treibt den Fans des unvergleichlichen Luther Allison die Tränen in die Augen und dem Meister selbst, auf seiner Wolke im Blueshimmel, gewiss ein breites Grinsen ins Gesicht.
Achim Hennes

 WIBBELSTETZ: … ansonsten in Bestform  WIBBELSTETZ: Die Wilden Jahre
WIBBELSTETZ
… ansonsten in Bestform
wibbelstetz.de
(Archipoeta Songs)
6 Tracks, 22:30 , mit Fotos u. dt. Infos


WIBBELSTETZ
Die Wilden Jahre
wibbelstetz.de
(Archipoeta Songs)
18 Tracks, 71:54 , mit Fotos u. dt. Infos


Zu ihrem dreißgjährigen Bandjubiläum bringt die Nordeifeler Combo Wibbelstetz gleich zwei CDs auf den Markt. Die Wilden Jahre waren voller Schaffenskraft. Davon zeugen ihre Evergreens von „Mir senn von högerm Bröddezong“ über „Himbeermarmelad“ und „En der ahle Kaschemm“ bis zu „Hehm john“. Auch wer diese Lieder kennt und schon längst daheim hat, hört bei den neuen Aufnahmen gereiftere Stimmen heraus, nicht mehr ganz so frech und wild wie dereinst, sondern etwas gesetzter, wie man sich „de Eefler Buure“ so vorstellt. … ansonsten in Bestform sind sie aber doch, ärgern sich über das tägliche Pendeln „Möt de Bahn“ oder über „Menge Schwore Hepp“ und scheuen sich nicht, zwei englischsprachige Countrysongs ihrem ansonsten ripuarischen Repertoire hinzuzufügen. „Setz die Segel“ schreit nach Leben, „Du kanns hühle, du kanns flooche“ erkennt aber die Vergänglichkeit desselben. Günter Hochgürtel, Mario Derichs, Linus Krämer, Jürgen Schröder und Werner Dederichs stehen hier für zugleich lebensfrohe und sehr ernste Musik, voller Selbstironie, Heimatliebe und Respekt vor dem Leben. Und dank ihrer weiß man, das Ripuarisch nicht unbedingt Kölsch sein muss.
Michael A. Schmiedel